Grönland Kreuzfahrt 2011
Kreuzfahrt-Tagebuch von Ernst und Marie-Thérèse Maissen mit der MS Fram von Hamburg nach Grönland
Im Kielwasser der Wikinger - vom 26.Mai bis 13. Juni 2011
Donnerstag, 26. Mai 2011
Zwei Tage vor unserer Abfahrt zog die Aschewolke vom Vulkan Grimsvötn in Island immer mehr nach Europa. Irlands und Schottlands Luftraum waren bereits voll in der Aschenwolke und alle Flüge waren abgesagt worden. Jetzt war Norddeutschland dran. Am 24. Mai wurde befürchtet, dass die Flughäfen Bremen, Hamburg, Hannover und Berlin betroffen sein könnten. Alle fragten sich, wie viele Tage der Luftverkehr gestört sein könnte, denn wir mussten unbedingt am 26. Mai in Hamburg sein.
Alternative wäre zu diesem Zeitpunkt nur die Bahn gewesen mit Abfahrt ab Zürich um 8 Uhr und Ankunft in Hamburg um 16 Uhr. Als am frühen Morgen des 25. Mai tatsächlich alle norddeutschen Anflugshafen geschlossen wurden, reservierte MT vorsorglich um 5.30 Uhr morgens Sitzplätze für eine Bahnfahrt am 26. Mai, ohne die Fahrkarten zu kaufen, und holte sie im Verlaufe des Vormittags in Lachen bei der SBB ab. Den ganzen Tag vom 25. Mai verbrachten wir damit, Internetnachrichten zu finden über den Verlauf der Vulkanaschenwolke. Die Situation verbesserte sich am Mittwochnachmittag, da die Aschenwolke Richtung Polen wanderte. Bis nachmittags um 14 Uhr waren alle norddeutschen Flughäfen wieder offen, aber garantiert wurde für nichts.
Unser Reisebüro e-hoi überliess die Entscheidung dem Teilnehmer selbst, gab aber nützliche Tips, vor allem die richtigen Internetlinks und Telefonnummern. Die Bahnfahrt hätte rund Fr. 300.- gekostet mit allen Abovergünstigungen. Bei Stornierung des Fluges hätten wir nur Fr. 70.- zurück erhalten.
Nach den Abendnachrichten vom 25. Mai entschieden wir, anderntags um 6 Uhr die Swiss-Interntseite zu konsultieren und dann definitiv zu entscheiden, denn wir hätten die 7.08 Uhr die S-Bahn nehmen müssen.
Am 26. Mai konnte MT nochmals ins Bett nach 6 Uhr. Alles war gut. Der Flug nach Hamburg um 12.35 Uhr musste stattfinden und er fand statt.
Um 14 Uhr landeten wir in Hamburg. Nach der Gepäckausgabe suchten wir die S-Bahn-Station und fuhren mit der S1 zum Hauptbahnhof, wo wir um 15.10 Uhr ankamen. Der richtige Ausgang musste noch gesucht werden und der Fussweg zum ZOB (zentraler Omnibus Bahnhof) war wirklich nicht weit. Um 15.20 Uhr hatte MT bereits den Bus gesichtet. Dieser führte uns mit einer guten Viertelstunde Verspätung zum Hafen, wo das Hurtigruten Expeditionsschiff MS Fram an Anker lag. Das Check-in ging reibungslos vonstatten und um 16.30 Uhr waren wir in unserer Megasuite 541.
Vor 18 Uhr holten wir unsere von Hurtigruten geschenkten wasserdichten Jacken ab. Ernst erhielt eine Supergrösse: XXXL!
Um 18 Uhr fuhr das Schiff aus. Die Elbeausfahrt wurde über Lautsprecher kommentiert. Wir waren sehr erstaunt über die naturschönen Ufer. Nie hätten wir gedacht, dass Flussufer unmittelbar bei einer Grossstadt wie Hamburg so gut erhalten sein könnten. Überall wunderbare Sandstrände, vergleichbar mit dem Naturstrand zwischen La Grande Motte und Carnon.
Das Abendessen war ein Buffet und bereits bei dieser ersten Mahlzeit war klar, dass das Essen auf diesem Schiff sicherlich nicht zu beanstanden sein werde.
Um 20.30 Uhr folgte eine obligatorische Seenotübung auf der Höhe von unserem Deck. Im Notfall müssten wir eine Art Taucheranzug anziehen ohne Schuhe mit Schwimmweste und die Boote besteigen, die uns gezeigt wurden.
Um 21 Uhr gabs den Kapitänempfang. Die Schiffs- und die Expeditionsmannschaft wurden vorgestellt. Es folgten Infos allgemeiner Art. Darauf stiess man gegenseitig mit einem Drink an und wünschte sich eine gute Reise.
Freitag, 27. Mai 2011 – auf See
In der Nacht vom 26. auf den 27. Mai mussten wir die Uhren um eine Stunde zurück stellen. Schön, denn nach dem doch etwas anstrengenden Tag von gestern konnten wir eine Stunde länger schlafen. Bei Seereisen sollte man immer von Osten nach Westen reisen. Das ist für den Körper besser erträglich als in der Gegenrichtung. Man kann dann bei Zeitumstellungen immer länger und nicht weniger lang schlafen. Die See war wirklich rauh am Morgen und das Schiff schwankte ganz schön: Wellengang 7 von 12 Stufen. Der Wellengang musste um die gut 6 bis 7 m sein. Ernst trug seit gestern seine Akupressurbändelchen, aber heute früh musste ich ihm dennoch eine Tablette holen gehen gegen Seekrankheit. Diese Medizin kostet für 12 Stunden 5 norwegische Kronen.
Wir merkten bald, dass diese Tablette vorbeugend bereits am Vorabend hätte eingenommen werden sollen. Ernst mochte nicht zum Frühstück kommen. MT brachte ihm etwas Weissbrot und machte ihm mit dem Kabinenkocher einen Tee. Kurz darauf musste Ernst aber alles wieder erbrechen. Der Schiffsarzt verschrieb ihm Ginger Ale ohne Kohlensäure und er solle sich hinlegen und zu schlafen versuchen. Bis zum Mittagessen wars noch nicht besser. MT ging alleine essen und Ernst schlief. Nach ihrer Rückkehr forderte sie Ernst auf, aufzustehen und wenigstens eine Suppe essen zu kommen, er, der doch die Suppen so gerne hat. Das tat er dann und um 14.30 Uhr, als das Buffet geschlossen wurde, waren wir die letzten Gäste, doch Ernst hatte seine Suppe und ein halbes Brötchen gegessen und kam im Verlaufe des Nachmittags wieder etwas zu Kräften.
Der Seetag war der Tag der Vorträge. Am Vormittag besuchte MT zwei Vorträge, einen über «Riesige Dorsche, kapitale Seeteufel – Fish n’ chips» von Klaus Kiesewetter und einen über «Schottland» von Katja Kern. Am Nachmittag folgte dann ein dritter Vortrag über «Verändern Sie die Perspektive – Einführung in Fotografie» mit der Bordfotografin.
Mittlerweile war die See bedeutend ruhiger geworden und das Wetter drehte am späteren Nachmittag auf Sonnenschein. An Deck versuchte MT mit ihrer Kamera, sich die erworbenen Kenntnisse vom Fotografie-Vortrag in Digitalbildern umzusetzen.
Zum Abendessen kam Ernst im Speisesaal an den Tisch. MT hatte beim Frühstück die Essenszeit für uns auf die erste Session um 18 Uhr umteilen lassen, denn erst um 20 Uhr fanden wir zu spät.
Um 20 Uhr gabs von der Expeditionsleiterin Anja eine Kurzinformation von einer halben Stunde über Leith (Edinburgh) und Aberdeen.
Samstag, 28. Mai 2011 Leith/Edinburgh
Frühstücksbuffet bis 9.30 Uhr. Um ca. 9 Uhr erreicht die MS Fram Leith. In einem Schleusensystem legen wir an. Das Internet sollte an Land besser funktionieren, also entschliesst sich MT einen Versuch mit einer ersten Berichterstattung zu wagen.
Die Internetverbindung des Schiffes ist sehr, sehr langsam. MT wartete nicht, bis das Schiff ganz ruhig vor Anker lag und fiel aus diesem Grunde mehrmals aus der Internetverbindung raus. Fürs Versenden des bereits geschriebenen und abgespeicherten Dokumentes brauchte sie ganze 31 Min.
Um 10 Uhr konnten wir das Schiff verlassen mit den üblichen Kontrollen. Unweit unseres Schiffes lag die Royal Yacht Britannia, welches die Queen 1953 erbauen liess und bis 1997 benutzte. Heute kann es von den Touristen besucht werden und zwar über das Einkaufszentrum am Hafen. Der Rundgang ist nicht ganz billig. Wir bezahlten CHF 15 pro Person. Ernst hatte bald genug vom königlichen Prunk und war ärgerlich, dass MT alles sehen wollte. Immerhin haben wir gesehen, wie luxuriös die Royals lebten und wie die begleitenden Matrosen hausen mussten. Sie hatten nicht viel mehr Platz in ihren Schlafkabinen als in einem 6er Liegewagen-Abteil der SBB: immer drei Betten übereinander und Schlafräume von sechs und mehr Personen.
Mittagessen mit Ruhepause auf dem Schiff. Für den Nachmittag ist ein vierstündiger Ausflug angesagt: Die Stadt Edinburgh und Schloss. Panoramafahrt zum Zentrum mit Besuch des Palace of Holyroodhouse mit dem neuen Parlament und des Castle, des Schlosses, dem Zuhause der schottischen Könige und Königinnen während Jahrhunderten. Weiter sehen wir die «Royal Mile» und besuchen die Altstadt auf Fusswegen über Kopfsteinpflaster.
Sehenswert war auch die Princess Street mit den vielen Geschäften auf der einen Seite und schönen angelegten Gärten auf der anderen, die zu viele Bäume hatten und einem Wald glichen.
Abendbuffet mit freier Sitzplatzwahl. Diesen Abend sassen wir neben zwei ehemaligen Ossis.
Gemütlicher Abend und Ausfahrt der MS Fram um 23 Uhr Richtung Aberdeen.
Sonntag, 29. Mai 2011 Aberdeen
Nach ruhiger Meeresnacht erreicht die MS Fram kurz vor 8 Uhr Aberdeen, und zwar am Clipper Quay, vor der Stadt. Sofort sehen wir die grossen Tank- und Gasbehälter. Seit den frühen 70er Jahren ist in Aberdeen der Ölboom entbrannt und Aberdeen ist deren Hauptstadt in Europa. Erdöl, vor allem aus dem Nordmeer. Schiffe bringen von den vielen Plattformen das Erdöl an Land und Helikopter Notfälle von den Erdölplattformen und nahen Fischerorten zum Hospital. In Aberdeen hats nur 3 % Arbeitslose.
Nach dem Frühstück gehen wir auf unsern Halbtagesausflug: Aberdeen-Höhepunkte und Schloss Crathes.
Auf einer Panoramafahrt kommen wir an den wichtigsten Plätzen der Innenstadt vorbei. Bei der Cathedral Church of St. Marchar der Church of Scotland gibt’s einen Fotohalt. Sozusagen 95 % der Häuser sind mit grauen Granitsteinen erbaut. Da der Granit Glimmer hat, glitzert der Stein bei Sonnenschein und die Stadt Aberdeen wird aus diesem Grunde auch die Silberstadt genannt. Unser Führer ist ein Schotte in Kilt, der leider nicht besonders gut Deutsch spricht.
Nachher fahren wir gut 25 km in südwestlicher Richtung zum Crathes Castle aus dem 16. Jh., welches sehr gut erhalten ist und über 350 Jahre Sitz der Familie Burnett war, die das Schloss auch gebaut hat. Die vierzehn Generationen der Brunetts brachten Generäle, Admirale und Richter, zwei Bischöfe und sogar einen Gouverneur von New York hervor. Wir besichtigen die prachtvollen Gemächer des Schlosses und steigen über enge Wendeltreppen hoch. Ein Tau, das ganz oben hängt, ist die einzige Handhaltung. Wir besichtigen ebenfalls die farbenfrohen Gärten, die in acht Themenbereiche eingeteilt sind. Den botanischen Garten mit dem Gewächshaus finden wir am schönsten. Da wir immer wieder kurz etwas Regen und gleich danach wieder Sonne haben, sind die Farben besonders intensiv.
Buffetmittagessen am Mittag. Am Nachmittag haben wir kein Programm. Wir geniessen unsere komfortable Suite, die gute 40 m2 gross ist. Sie hat einen grossen Balkon mit zwei Liegestühlen und einem Tischchen, im Zimmer ist ein grosses Pult mit vielen Abstellmöglichkeiten an der Wand, ein grosses Doppelbett, eine Sitzecke mit Sofa, Tischchen und Fauteuil, zwei Kleiderschränken und einem Badezimmer mit Dusche, WC und Lavabo. Wir haben das Gefühl, viel Bewegungsfreiheit zu haben.
Nach dem Nachtessen gibt’s eine Kurzinformation über Kirkwall und Lerwick.
Um 20 Uhr verlässt die MS Fram Aberdeen mit Ziel Kirkwall auf den Orkney Inseln. Wir erleben einen wunderschönen Sonnenuntergang und sehen entlang der Küste die Häuser und Lichter von Nordschottland bis gegen 23 Uhr. Erst danach wird es richtig dunkel.
Montag, 30. Mai 2011 Kirkwall/Orkney
Die Überfahrt ist einigermassen ruhig. Vorsichtshalber nahm Ernst am Vorabend eine Tablette gegen Seekrankheit ein. Am Morgen, bei der Einfahrt in die Bucht von Kirkwall fühlte er sich gut.
Orkney ist ein aus ca. 100 kleineren Inseln und der Hauptinsel Mainland bestehender Archipel, der zu Schottland gehört. Er liegt in Sichtweite der schottischen Küste. Auf ca. 18 der Inseln betreiben die Bauern erfolgreich Viehzucht. Ihr relativer Wohlstand rührt daher, dass sie während des Ersten Weltkrieges den im Binnenmeer Scapa Flow stationierten deutschen Marinesoldaten Lebensmittel verkauften. Mit dem Geld erwarben die Bauern nach dem Krieg Farmland und beendeten so ihre Pacht-Abhängigkeit von den Landbaronen.
Die MS Fram erreicht Kirkwall um 8 Uhr. Wir haben den Halbtages-Ausflug «Skara Brae, Skaill House und Steinkreis Brodgar» gebucht. Wir machen einen Exkurs in die Steinzeit, weg vom heutigen Kirkwall. Der Ausflug beginnt mit einer Rundtour, die über die ganze Hauptinsel an die Küste zum Atlantik führt. Wie wir die Bucht Scapa Flow sehen können, erzählt uns die Gruppenführerin, eine gebürtige Deutsche aus Franken, die bewegenden Geschichten aus dem Zweiten und Ersten Weltkrieg. Im Zweiten Weltkrieg versenkte am 14. Okt. 1939 das deutsche U-Boot-47 ein englisches Marineschiff mit 833 englischen jungen Soldaten und im Ersten Weltkrieg am Tage der Unterzeichnung des Versailler Friedens am 21. Juni 1919 gab der Kommandant der 70 festgehaltenen deutschen Kriegsschiffe den Befehl, die Schiffe zu versenken.
Nach einer guten Stunde Fahrt erreichen wir das Steinzeitdorf Skara Brae aus der Zeit um 5000 v. Chr. Nach einem Unwetter 1850 schaute es sichtbar aus einer Sanddüne heraus. Es ist in bemerkenswert gutem Zustand erhalten. Danach besuchen wir das Skaill House. Der 7. Laird of Skaill namens William G. Watt hatte dort sein Landhaus, als die Steinzeitzeugen sichtbar wurden. Das Haus stammt aus dem 16. Jh. und wurde bis zur Mitte des 20. Jh. bewohnt. Bei der Rückfahrt sehen wir den Ring of Brodgar. Es ist einer der schönsten Steinkreise, gelegen am Ness of Brodgar.
Von den 60 Steinen sind noch 27 erhalten. Sie sind zwischen zwei und 4,5 m hoch und sind in einem perfekten Kreis angelegt. Zum Schluss sehen wir ebenfalls die «stehenden Steine» von Stenness, im Original 12 Steine, von denen vier übrig blieben sind und auf etwa 3000 v. Chr. datieren. Der ganze heutige Ausflug war perfekt. Wir hatten gutes Wetter bei ca. 9 Grad, eine gute Reiseführerin und erlebten herrliche, farbintensive Blicke über die Orkneyinseln.
Mittagessen auf dem Schiff. Buffet mit freier Sitzwahl. Wir setzen uns neben ein Paar aus Zürich. So oder so, hat es wenig Schweizer. Noch ein anderes Paar lebt auf Rigi Kaltbad.
Am späteren Nachmittag geht MT ins Städtchen Kirkwall. Die Altstadt ist mehr oder weniger eine Fussgängerzone. Kirkwall ist der Hauptort der Insel Mainland, der grössten der schottischen Orkney, und hat gut 6000 Einwohner. Die St. Magnus Kathedrale aus dem 12. Jh. in rotem Sandstein prägt das Stadtbild. Sie beherbergt auch die sterblichen Reste des Heiligen Magnus. Gleich neben der Kathedrale befindet sich das Orkney Museum. Es wird die über 5000 Jahre alte Besiedlungsgeschichte der Orkneys erzählt. Das Museum ist total überladen und MT ist enttäuscht über die Präsentation.
Nachessen bei freier Sitzwahl ab 18.30 Uhr bis 21 Uhr. Wir sitzen mit einem Ehepaar in unserem Alter aus Hamburg zusammen; er war Maschineningenieur.
Um 21 Uhr verlässt unser Schiff bei schönster Abendsonne Kirkwall Richtung Lerwick auf den Shetland-Inseln.
Dienstag, 31. Mai 2011 Lerwick, Shetland
Zur Sicherheit hat Ernst über Nacht eine Seekrankheitstablette geschluckt und ist nicht seekrank geworden.
Frühstück mit Fensterplatz an der Sonne. Ernst diskutiert mit Tischnachbarn über die Tunnelbauten in der Schweiz.
Um 8 Uhr legen wir in Lerwick an. Um 9 Uhr beginnt unsere Exkursion «Jarlshof und Inselrundfahrt». Das heutige Wetter ist bestens, fast wolkenlos und bereits ist es 12 Grad warm um diese Zeit. Die Tage werden übrigens mit der Fahrt in den Norden immer länger. Gestern Abend konnte man um 23 Uhr noch alles erkennen, auch wenn die Sonne um 22.20 Uhr untergegangen war. Am Morgen ging die Sonne um 5 Uhr wieder auf. Da steht man um 6 Uhr leicht auf.
Die Inselrundfahrt mit mehreren Fotostops geht in Richtung Süden der Hauptinsel. Wir sind wirklich in der Tundra Landschaft. Es hat keine Bäume mehr. Einzelne Bauern versuchen Äcker anzulegen, aber die mögliche Erntezeit ist auf zwei Monate beschränkt. Immerhin sehen wir am 31. Mai Mohn blühen. Das Gras ist saftig grün und das Heidekraut ist zur Zeit bräunlich, soll in einem Monat dann lila blühen. Es hat viel Moorlandschaft. Dort wird Torf ausgestochen und die meisten Häuser werden mit Torf beheizt. Das sei so heimelig und rieche gut, meint unsere heutige Reiseleitern aus Polen, die seit acht Jahren hier mit einem Iren verheiratet ist und nur mässig gut Deutsch spricht. Überall hat es Schafe. Es soll dreimal mehr Schafe als Menschen geben.
Die Viehzucht ist vorhanden, aber weniger ausgeprägt als auf den Orkneys.Nach einer Stunde Fahrt sind wir im Süden und auf der Atlantikseite der Insel, die viele Klippen und Buchten hat wie die Nordseeküste auch. Wir sehen an einem Strande viele Robben. Darauf kommen wir zum Jarlshof. Das ist ein geschichtsträchtiger Ausgrabungsort, beginnt mit Steinzeit-, Bronze- und Eisenzeit-Funden.
Von den 60 Steinen sind noch 27 erhalten. Sie sind zwischen zwei und 4,5 m hoch und sind in einem perfekten Kreis angelegt. Zum Schluss sehen wir ebenfalls die «stehenden Steine» von Stenness, im Original 12 Steine, von denen vier übrig blieben sind und auf etwa 3000 v. Chr. datieren. Der ganze heutige Ausflug war perfekt. Wir hatten gutes Wetter bei ca. 9 Grad, eine gute Reiseführerin und erlebten herrliche, farbintensive Blicke über die Orkneyinseln.
Mittagessen auf dem Schiff. Buffet mit freier Sitzwahl. Wir setzen uns neben ein Paar aus Zürich. So oder so, hat es wenig Schweizer. Noch ein anderes Paar lebt auf Rigi Kaltbad.
Am späteren Nachmittag geht MT ins Städtchen Kirkwall. Die Altstadt ist mehr oder weniger eine Fussgängerzone. Kirkwall ist der Hauptort der Insel Mainland, der grössten der schottischen Orkney, und hat gut 6000 Einwohner. Die St. Magnus Kathedrale aus dem 12. Jh. in rotem Sandstein prägt das Stadtbild. Sie beherbergt auch die sterblichen Reste des Heiligen Magnus. Gleich neben der Kathedrale befindet sich das Orkney Museum. Es wird die über 5000 Jahre alte Besiedlungsgeschichte der Orkneys erzählt. Das Museum ist total überladen und MT ist enttäuscht über die Präsentation.
Nachessen bei freier Sitzwahl ab 18.30 Uhr bis 21 Uhr. Wir sitzen mit einem Ehepaar in unserem Alter aus Hamburg zusammen; er war Maschineningenieur.
Um 21 Uhr verlässt unser Schiff bei schönster Abendsonne Kirkwall Richtung Lerwick auf den Shetland-Inseln.
Dienstag, 31. Mai 2011 Lerwick, Shetland
Zur Sicherheit hat Ernst über Nacht eine Seekrankheitstablette geschluckt und ist nicht seekrank geworden.
Frühstück mit Fensterplatz an der Sonne. Ernst diskutiert mit Tischnachbarn über die Tunnelbauten in der Schweiz.
Um 8 Uhr legen wir in Lerwick an. Um 9 Uhr beginnt unsere Exkursion «Jarlshof und Inselrundfahrt». Das heutige Wetter ist bestens, fast wolkenlos und bereits ist es 12 Grad warm um diese Zeit. Die Tage werden übrigens mit der Fahrt in den Norden immer länger. Gestern Abend konnte man um 23 Uhr noch alles erkennen, auch wenn die Sonne um 22.20 Uhr untergegangen war. Am Morgen ging die Sonne um 5 Uhr wieder auf. Da steht man um 6 Uhr leicht auf.
Die Inselrundfahrt mit mehreren Fotostops geht in Richtung Süden der Hauptinsel. Wir sind wirklich in der Tundra Landschaft. Es hat keine Bäume mehr. Einzelne Bauern versuchen Äcker anzulegen, aber die mögliche Erntezeit ist auf zwei Monate beschränkt. Immerhin sehen wir am 31. Mai Mohn blühen. Das Gras ist saftig grün und das Heidekraut ist zur Zeit bräunlich, soll in einem Monat dann lila blühen. Es hat viel Moorlandschaft. Dort wird Torf ausgestochen und die meisten Häuser werden mit Torf beheizt. Das sei so heimelig und rieche gut, meint unsere heutige Reiseleitern aus Polen, die seit acht Jahren hier mit einem Iren verheiratet ist und nur mässig gut Deutsch spricht. Überall hat es Schafe. Es soll dreimal mehr Schafe als Menschen geben.
Die Viehzucht ist vorhanden, aber weniger ausgeprägt als auf den Orkneys.
Nach einer Stunde Fahrt sind wir im Süden und auf der Atlantikseite der Insel, die viele Klippen und Buchten hat wie die Nordseeküste auch. Wir sehen an einem Strande viele Robben. Darauf kommen wir zum Jarlshof. Das ist ein geschichtsträchtiger Ausgrabungsort, beginnt mit Steinzeit-, Bronze- und Eisenzeit-Funden.
Es braucht etwas Fantasie, sich die Häuser vorstellen zu können. Hilfstafeln haben aber Zeichnungen. Es wird uns ein Broch gezeigt, eine aus Stein gehauene runde hohe «Burg» - etwa 12 m- , die über 2000 Jahre sein soll. 500 solche Broche soll es auf Shetland geben. Der besterhaltene Broch befindet sich auf der Insel Moussa, die wir von weitem sehen. Wir sehen beim Jarlshof auch die Langhausbauten der Wikinger und die mittelalterliche Burg aus dem 16. und 17. Jh. Die Mauern sind aber weitgehend verfallen. Die Steine wurden wahrscheinlich für andere Bauten geholt. Das kleine Museum zeigt in einem Raum alles Wesentliche.
Auf der Rückfahrt geht’s zum historischen Ort Hoswick. Im Ortsmuseum erfahren wir von den traditionellen Strickfähigkeiten der Insulaner. In einem Strickwarengeschäft erstehen wir uns einen wunderbaren Shetlandpullover für Adrian.
Um 16 Uhr fährt unsere MS Fram Richtung Thorshavn auf den Färöer Inseln. Das sind rund 350 km.
Abendessen in zwei Sitzungen. Von 20 bis 21 Uhr Vortrag über die Färöer von Klaus, der mit seiner PP-Präsentation sehr viel auf witzige Art bringt, aber kaum mehr enden kann. Er hat 30 Jahre lang auf den Färöern gelebt. Er erzählt auch vom Wahlfang und vom Wahlschlachten auf der Insel und wie dies auf schnelle Art erledigt wird. Jeder, der mitgemacht hat, erhält ein paar Kilo Wahlfisch und Fett: das Krankenhaus, das Altersheim, der Polizeikommandant usw. Die Färöer leben nun einmal vom Fischfang. Dabei kommt es bei den Zuhörern, die gegen Wahlabschlachtung sind, zu einem heftigeren Wortwechsel, den Klaus aber geschickt abblockt.
Die Färöer bestehen aus einem Archipel von 18 Inseln. 17 davon sind bewohnt, eine davon z. B. nur von einer Familie.
Sonnenuntergang wird heute um 22.40 Uhr sein und Sonnenaufgang morgen kurz vor 4 Uhr, um 3.56 Uhr.
Mittwoch, 1. Juni 2011 Thorshavn, Färöer Islands
Heftiger Wellengang während der ganzen Nacht. Bei Ernst wirkt die Tablette. Die Schwankungen des Schiffes nehmen wir wahr. Beim Duschen hält die Türe dann nicht. Ist eine Kastentüre nicht richtig zu, dann klappert es gleich. Geht man übers Schiff, so muss man wie bei einem Schwebebalken schauen, dass man nicht hinfällt. Das sind lauter Gleichgewichtsübungen.
Gemütliches Frühstück. Um gut 10 Uhr erreichen wir Thorshavn und liegen am Molin Pier. Wir haben Nieselregen und Nebel, typisches Färöer Wetter, doch die Sonne drückt bereits durch. Es ist 10 Grad warm. Den ganzen Tag wird es sehr wechselhaft und windig sein. Das ergibt dann Temperaturen um die Null Grad, wenn man im Wind steht.
Ab 11.30 Uhr kann man bereits zum Mittagsbuffet, denn um 12.20 Uhr müssen wir bereit sein für unsere vierstündige Tour «Vagar». Vagar ist eine westliche Insel der Hauptinsel Streymoy, die seit 2002 mit einem 5 km langen Unterseetunnel verbunden ist. Es gibt nur eine Strasse, die aber alle Dörfer miteinander verbindet.
Mit der Busreiseleiterin, einer Schweizerin, die seit 28 Jahren auf den Färöern lebt, lernen wie die malerischen Dörfer kennen und erfahren Interessantes über das Leben der Fähringer in dieser einsamen Idylle. Die Inseln sind vulkanischen Ursprungs. Man sieht sehr viele Basaltberge von 300 bis 400 m Höhe, die von einer dünneren Grasschicht bewachsen sind, wenn der Stein nicht zum Vorschein kommt. Da es am Vormittag geregnet hatte, kommen Unmengen an Sturzbächen die Hänge herunter und weil es sehr windig ist, treibt es die fallende Gischt aufwärts. So was haben wir noch nie gesehen. Die Infrastruktur ist hervorragend. Es hat nicht nur einen Unterseetunnel, es hat mehrere Tunnels wie in der Schweiz, aber für wesentlich weniger Leute. Am Ende unserer Insel-Strasse von Vagar befindet sich ein Dörfchen von kaum 30 Häusern namens Gesadalur. Diese Menschen sind durch einen neuen Tunnel der Zivilisation angeschlossen worden.
In Sandavagur besuchen wir eine luteranische Kirche. In Bøur bestaunen wir die vielen Grasdächer. Nicht nur alte Häuser haben Grasdächer, die sehr gut isolieren, auch moderne Häuser. Nur haben diese eine Pechfundierung darunter wegen dem Ungeziefer.
Im Fjord von Sørvagur sehen wir viele runde Behälter im Wasser schwimmen. Das sind spezielle Käfige für die Lachszucht, die erst in den letzen Jahrzehnten aufgekommen ist.
Es gibt auch verschiedene Fotohalte.
Um 16. 30 Uhr kehren wir zum Schiff zurück und eine Viertelstunde danach fährt das Schiff gegen Island aus. Der Kapitän warnt uns, dass es eine bewegte Überfahrt werden könnte. Sofort verordne ich Ernst seine Tablette. Doch vorher muss er noch etwas essen, ein kleines Sandwich und einen Tee. Es dauert nicht lange und kaum sind wir aus dem Sund gefahren, beginnt es mit der bewegten See. Wir erfahren, dass es mindestens Beaufort 8 ist. Das bedeutet «stürmischer Wind». Personal räumt auf unserem Balkon vorsichthalber die Liegestühle weg und befestigt sie mit Seilen. In unserer Kabine legen sie die Gläser waagrecht, damit sie nicht umfallen. Wie wir zum Abendessen gehen, müssen wir uns überall an den Wänden halten und torkelnd zum Essraum gelangen.
Die Nacht ist sehr stürmisch und lange können wir nicht einschlafen wegen der stürmischen Verhältnisse.
Donnerstag, 2. Juni 2011 – Auffahrt und Seetag
In der Nacht vom 1. zum 2. Juni 2011 werden die Uhren um eine Stunde zurück gestellt.
Frühstücksbuffet ab 7.30 Uhr. Um 9.30 Uhr hören wir uns den PP-Vortrag von Klaus Kiesewetter an: «Island – Götter, Gletscher und Geächtete». Um 11 Uhr sehen wir uns zusätzlich einen Film von ihm an: «Island – eine Rundreise um die Saga-Insel» Wir lernen so richtig viel über Island und der Witz von Klaus lässt uns schmunzeln.
Um 12 Uhr kommen Joachim Wraage und Peter Brodensen, unsere zwei Tischnachbarn aus Hamburg, die wie wir pensionierte Lehrer sind und eine enge Innenkabine besetzen, zu uns auf die Kabine zur Besichtigung unserer Suite und zusammen trinken wir unsere Sektflasche, die wir in unserer Kabine bei der Ankunft vor einer Woche vorgefunden hatten. Gegen ein Uhr gehen wir zusammen essen.
Um drei Uhr hören wir uns den Vortrag von Sabine Barth an «Island – Land der letzten Wikinger». Sie ist Ökonomin und lebte längere Zeit in Island.
Erst am Nachmittag bessert sich das Wetter und mit ihm auch der Wellengang. Hatten wir am Vormittag noch Beaufort 5, so sind es jetzt noch Beaufort 3.
Nach einer Teepause studieren wir die Karten von Island und Grönland näher, die am Informationsbrett hangen. Es sind sehr exakte, grosse Karten.
Abendessen in zwei Sitzungen.
Um 20 Uhr gibt’s noch die Dokumentation «Buckelwal», ein Film von 45 Min. Ruhige Nacht bei ca. Beaufort 4. Schlafen kann man aber schlechter, wenn man die Vorhänge nicht zieht. Die ganze Nacht ist es nicht mehr dunkel geworden. Gegen 23 Uhr ging die Sonne unter, aber als MT um 02 Uhr erwachte, konnte sie alles sehen, jede Wolkenformation. Auf alle Fälle kamen wir um 2. 30 Uhr an Steuerbordseite nicht direkt an den Vestmanneyr Inseln und der Surtsey Insel vorbei. MT hatte am Kabinenbildschirm und an unseren Kabinen-Fenstern zwischen zwei und drei Uhr morgens den ganzen Rundblick.
Freitag, 3. Juni 2011 Reykjavik und 5. Geburtstag von Adrian
Einen wunderschönen Vormittag haben wir bei Beaufort 6.
Besuch der Schiffsbrücke um 10 Uhr. Von drei Gruppen sind wir Gruppe 2. Der Kapitän gibt Erklärungen und es dürfen Fragen gestellt werden. Vor lauter technischen Geräten haben nur wenige Besucher etwas davon. Schön war einfach die Sicht von der Brücke für uns.
11 Uhr kurze Informationen zu Reykjavik von Sabine Barth.
Mittagsbuffet ab 12 Uhr.
Bei der Einfahrt in die Bucht von Reykjavik kommt das Lotsenschiff und gibt unserem Schiff Anweisungen. Von weitem sieht man das Wahrzeichen der Hauptstadt, den Turm der 75 m hohen Hallgrimskirche, die 1986 nach fünfzigjähriger Baugeschichte eingeweiht wurde. R. ist die nördlichste Hauptstadt der Welt. Es hat mit den Vororten 200'000 Einwohner. Das ist kapp 60 % der irländischen Bevölkerung. Das ganze Land hat 320'000 Einwohner.
Um 13. 30 Uhr legt das Schiff an und um 13.50 Uhr wäre Besammlung vor dem Schiff für unsere Tagestour «The Golden Circle Tour» gewesen. Alles verzögert sich aber um eine Stunde, da die Zollbehörden auf die alte Zeit, also auf 14.30 Uhr eingestellt waren. Die Tour dauert bis 20.45 Uhr und wir sehen auf der klassischen Route die wichtigsten Attraktionen Südislands: den beeindruckenden Wasserfall Gullfoss, das Geothermalgebiet mit seinen Springquellen wie dem Strokkur und den Nationalpark Thingvellir, das UNESCO-Weltnaturerbe. Hier treffen – in einer fünf bis sechs km breiten Zone – die amerikanische und europäische Kontinentalplatte aufeinander. Thingvellir hat aber auch eine geschichtliche Bedeutung. Im Jahre 930 n. Chr. wurde hier unter den Wikingern das erste isländische Parlament gegründet.
Das Hochland, welches rund 500 m über Meer liegt, war beissend kalt, so um die 5 Grad, aber mit dem Wind und den mehrfachen Regenschauern wars um den Gefrierpunkt. Noch nie haben wir so viele Regenbogen gesehen. Es waren ein gutes Dutzend. Die Isländer versuchen an verschiedenen Orten das Land aufzuforsten, welches bis zum 14. Jh. eigentlich bewaldet gewesen war. Eine kleine Rundtour mit dem Bus führt uns durchs Zentrum. Mit der Reiseführerin diskutieren wir viel über die isländische Finanzkrise und deren Folgen. Die Lebenskosten haben sich in den letzten zwei Jahren verdoppelt.
Mexikanisches Abendbuffet kurz vor 21 Uhr. Wir haben es gerade noch geschafft, rechtzeitig in den Speisesaal zu kommen.
In der Nacht vom 3. Auf den 4. Juni 2011 müssen wir die Uhren erneut um eine Stunde zurück stellen. Mit der Schweiz ergibt das nun drei Stunden Unterschied.
Ernst nimmt ein Tablette gegen Seekrankheit, nachdem das Schiff um 23 Uhr ausgelaufen ist. Wir haben ab jetzt zwei Seetage vor uns, bis wir in Südgrönland an Land gehen.
Samstag, 4. Juni 2011 – Auf See in der Meerenge von Dänemark, 1. Tag
Frühstücksbuffet wie immer mit freier Sitzwahl.
Heute stehen Vorträge an. Um 9.30 Uhr bis 10.45 Uhr hören wir uns einen PP-Vortrag von Sabine Barth an über die Geschichte von Grönland. Sie hat übrigens den Dumont-Reiseführer über Grönland geschrieben und wir haben vor unserer Reise diesen Führer gekauft.
Um 11 bis 12 Uhr referiert Klaus Kiesewetter mit einem PP-Vortrag über die Faszination Eis: Kalbende Gletscher, schwimmende Eisberge. Wir freuen uns auf das, was wir ab übermorgen zu sehen bekommen werden. Für ganz tolle Fotoaufnahmen wird man wohl zu nächtlicher oder morgendlicher Stunde auf sein müssen.
Mittagsbuffet zwischen 12.00 und 14.30 Uhr.
Um 15 Uhr besucht Ernst einen Vortrag von Katja Kern über das Leben der Wikinger. MT liest unterdessen in ihrem Buch in der Kabine.
Um 16. 30 Uhr gibt die Fotografin Barbara Schoog Tips: Was Sie sich schon immer merken wollten. Jetzt bleibt Ernst in der Kabine.
18 Uhr Abendessen für die Leute der 1. Sitzung. Wir haben das Fischmenu als Alternative gewählt, denn Entenbrust mögen wir nicht so sehr.
Vom Expeditionsteam wird eine Quiz-Frage gestellt: Können Sie die Gesamtentfernung der Gesamtreise von Hamburg nach Kangerlussuaq schätzen? MT schätzt 4'876 km, Ernst 4751 km. Wir sind gespannt, wer besser geschätzt hat. (Nachtrag: Am letzten Tag erfahren wir, dass es 6448 km gewesen sind oder 3482 nautische Meilen.)
Die See ist erträglich. Ernst nimmt dennoch seine Tablette gegen Seekrankheit. Man weiss ja nie.
Sonntag, 5. Juni 2011 – Auf See in der Meerenge von Dänemark, 2. Tag
In der Nacht vom 4. auf den 5. Juni 2011 müssen die Uhren ein letztes Mal um eine Stunde zurück gestellt werden. Wir haben vier Stunden weniger als in der Schweiz.
Um 11 Uhr gibt’s Informationen zu unseren ersten Anlandungen in Qaqortoq, Hvalsø und Qassiarsuk, AECO (Richtlinien für Besucher der Arktis) und Anlandung mit unseren Polar Circle Booten. Einen Pier-Standplatz haben in den grönländischen Häfen zuerst die grönländischen Fischerboote, dann die grönländischen Boote und an dritter Stelle warten die ausländischen Schiffe. Darum hat die MS Fram Polar Circle Boote. Wir werden beste Schuhe, wasserdichte Hosen und Jacken und eine Schwimmweste tragen müssen. Der Seemannsgriff wird demonstriert; in den Booten zu acht Leuten darf immer nur einer stehen. Jeder muss auf Deck 2 seine Rettungsweste abholen und in die Kabine mitnehmen, um schneller bereit zu sein beim Aufruf. Wir erfahren auch, dass wir nun doch an der Bootsfahrt zum Qooroq Eisfjord teilnehmen können.
Um 14 Uhr holen wir unsere Rettungswesten und üben uns im Anschnallen. Es geht mit der linken Hand über den Kopf, dann kommt der breite Gurt von links um den Rücken und wird rechts eingeschnallt. Nachher muss man den schmäleren Gurt zwischen den Beinen durchschieben und am Karabinerhaken beim Brustbein einhaken. Beide Gurten müssen zudem einjustiert werden: Gurt auslassen oder nachziehen, so dass alles sitzt.
Um 15.30 Uhr gehen wir erstmals zum Waffelnessen auf Deck 7 in der Observation Lounge. Ralf spielt auf dem Klavier. Er spielt jeden Abend dort, aber wir bleiben dann zu dieser Zeit lieber in unserer Suite. MT bringt Ernst eine schöne Waffel mit verschiedenen Marmeladen und gesüsster Sahne darauf. Sie selbst fotografiert nur. Sie mag so süsse Dinge nicht und trinkt nur einen Tee.
Um 16.30 Uhr hören wir uns den PP-Vortrag von Klaus Kiesewetter an: Grönland und seine Bewohner.
Abendessen in zwei Sitzungen.
Um 19.30 Uhr passieren wir eine erste kleine Treibeisbank mit Eisschollen. Alle rennen an die Brüstung. Im Windschatten auf unserem Kabinenbalkon macht MT die ersten Eisfotos in herrlicher Abendsonne.
Um 20 Uhr Film von Klaus: Grönland – Die Wiege der Eisberge. Er dauert eine halbe Stunde. Nach dem Film nebelt es ein. Wir sehen immer weniger und für uns dunkelt es geradezu.
Gegen 21.30 Uhr stossen wir erneut auf Treibeis, welches bedeutend kompakter ist. Das Schiff reduziert die Geschwindigkeit bis fast zum Stillstand und fährt im Schritttempo, sucht sich einen Weg durch die zwanzig bis achtzig m2 grossen Eisschollenplatten und fährt Zickzack. Plötzlich steht es still. Wir haben etliche Schollen mit dem Schiff erwischt und es hat ziemlich gekracht am Schiffsrumpf. Beim Frontbild am Fernseher sieht man nichts mehr. Alles ist vereist wie bei einer Auto-Windschutzscheibe im Winter. MT geht nach oben in die Observation Lounge. Der Kapitän erklärt, dass wir uns bis zur Südspitze durchs Treibeis kämpfen müssen, sehr wahrscheinlich die ganze Nacht. Die ersten Robben werden auf dem Treibeis gesichtet. Das Schiff muss mittlerweile mit drei grossen Scheinwerfern fahren. Um Mitternacht geht MT schlafen. Ernst liegt bereits seit mehr als zwei Stunden, hat aber kaum geschlafen. Das Schiff fährt zu dieser Zeit etwa fünf Seemeilen schnell.
Montag, 6. Juni 2011 – Qaqortoq und Umgebung
Die ganze Nacht kämpft sich unser Schiff immer wieder durch grössere Treibeisflächen. (Das dauert bis 8 Uhr morgens.) Wenn’s so rüttelt, das Eis irgendwie aufbricht oder vom Schiff weggeschoben wird, wacht man immer wieder auf. Um 3.30 Uhr ist es ziemlich hell, doch hat es immer noch Nebel. Wir stehen wieder einmal. Mit niedrigem Schiffsgang schiebt das Schiff die Grossschollen auf die Seite und fährt dann im Drei-Seemeilen-Gang weiter. Die Eisschollen treiben teilweise schneller als das Schiff.
Nachdem wir die Südspitze Grönlands, das Kap Farwel, während dem Frühstück um 7.48 Uhr erreicht haben, hört das Treibeis sehr schnell auf und das Schiff kann wieder normal schnell fahren. Bei der Durchsage gegen 9 Uhr wird uns die Expeditionsleitern Anja sagen, wie viel Verspätung wir diese Nacht eingefahren haben.
Anja meldet uns bei der täglichen ersten Durchsage, dass wir während der Nacht nicht in westliche Richtung durchs Treibeis fahren konnten. Wir mussten südlichen Kurs mit dem Treibeis steuern und so seien wir die letzten zwölf Stunden nur 60 Seemeilen vorangekommen. Bis Qaqortoq seien es noch mindestens 200 Seemeilen. Aus diesem Grunde gibt es eine Programmänderung. Der Aufenthalt in Qaqortoq wird abgesagt. Es gibt sofort ein Update des Tagesprogramms mit zusätzlichen Vorträgen und Filmen. Die SM Fram versucht Hvalsø, die alte Kirchenruine, bis zum Abend zu erreichen. Hvalsø liegt in der Umgebung von Qaqortoq in einem Fjord nebenan. Ob wir es schaffen, werden wir sehen.
Die Fahrt der vergangenen Nacht durchs Treibeis war natürlich etwas ganz Besonderes und war zu dieser Jahreszeit, als das Programm festgelegt wurde, auch nicht voraussehbar gewesen. Der Winter kam dieses Jahr mehrere Wochen später und dauerte dementsprechend länger. Wir hoffen, das dies die einzige Programmänderung bleiben wird.
Um 9.30 Uhr hören wir uns den eine Stunde lang dauernden PP-Vortrag von Sabine Barth, der Autorin des Dumont-Grönlandreiseführers, an über die Entwicklung Grönlands in den letzten Jahren. Sabine kommt wirklich mit den letzten Zahlen. Chapeau! Die gegenwärtige Regierung wird vorgestellt. G. ist eine Selbstregierung seit 2009, gehört aber zum vereinigtem Königreich mit Dänemark und den Färöer Inseln. Heute hat es seine eigene Nationalsprache, das Kalaallisut oder Grönländische. So hören wir unter anderem von den Umweltorganisationen, die gegen die Wahl- und Robbenfänge sind. (Brigitte Bardot) Dabei wird nicht an die indigenen Menschen gedacht, die während Jahrhunderten davon lebten. Die Fellpreise sind auf 15% gefallen und die ehemals relativ gut lebenden Jäger sind zu Sozialfällen geworden. Dass Grönland sehr viele Bodenschätze hat, die das schmelzende Inlandeis mit dem Klimawandel freigibt, wussten wir gar nicht. Die Grönländer möchten diese natürlich selbst nutzen und sie nicht mit ausländischen Grossinvestoren teilen müssen.
Mittagessen mit freier Sitzplatzwahl zwischen 11.30 und 14 Uhr. Beim Essen schauen wir dem erneuten Treibeis zu. Es sind kleinere Eisschollen und unser Schiff, das speziell für solche Fahrten erbaut wurde, kann mittelschnell fahren. Sie Sonne versucht durchzudrücken, aber seit gestern Nacht sind und bleiben wir den ganzen Tag im Nebel.
Das Internet um 14 Uhr geht schlecht. Das Rundmail kann ich nach einer Viertelstunde Wartezeit nicht versenden, obwohl ich im Internet bin. Hotmail will einfach nicht erscheinen.
Anja meldet um 15 Uhr, dass wir immer noch im Bereich vom Kap Farwel sind. Nochmals muss das Schiff langsamer fahren wegen Treibeis. Das heutige Abendprogramm fällt aus und auch die Anlandung in Qassiarsuk morgen Dienstag wird abgesagt. Eiskarten werden uns gezeigt. Es besteht die Gefahr, falls wir in den Qoorroq Eisfjord einfahren, uns die Rückfahrt durch Eis versperrt wird. Die Eissituation ändert sich täglich und stündlich. Aus unserer Bootsfahrt morgen wird also nichts. Schade!
Das Expeditionsteam sucht eine Alternative, die uns bis zum Abendessen mit Infos um 19 und 20 Uhr mitgeteilt wird.
Vor dem Abendessen holen wir das neue Programm für Dienstag. Wir fahren direkt in die nördlichste Stadt von Südgrönland, und zwar nach Paamiut.
Um 20 Uhr gibt’s eine kurze Einführung zu Paamiut. Diese Stadt mit heute 1600 Einwohnern kann ganzjährige mit dem Schiff angesteuert werden.
Das Treibeis ist zu dieser Zeit nicht mehr sichtbar. Wir haben es umfahren. Das war mehr Expedition als das Expeditionsteam gedacht hatte, aber dieses Jahr sei ein aussergewöhnliches Jahr.
Dienstag, 7. Juni 2011 – Paamiut
Ruhige Nacht, aber Nebel, ganz dichter Nebel, sodass das Schiff erneut mit Scheinwerfern fahren muss. Ernst braucht seit gestern Vormittag keine Tablette mehr gegen Seekrankheit. MT hat vorsorglich zu viele gekauft.
Am Morgen scheint die Sonne durch den Nebel. MT sieht und fotografiert einen Halo oder Nebelbogen. Der Nebel verzieht sich nur sehr langsam, sodass wir auf der Steuerbordseite kein Land erkennen können. Es ist nicht kalt, im Moment kann man sehr wohl auf dem Balkon im Windschatten ohne Jacke sitzen bei nur 2 Grad. Wir haben die wärmende Nebelsonne.
Paamiut zählt nicht zu den schönsten Orten von Grönland wegen der zahlreichen grossen Wohnungsbauten, unrühmliche Relikte aus der Zeit, als man Paamiut zu Grönlands zweitgrösster Stadt mit 10'000 Einwohnern machen wollte. In den 60er- Jahren gab es grosse Kabeljauvorkommen vor der Küste, deshalb sollte hier eine riesige Fischfabrik errichtet werden. Doch der Kabeljau verschwand und zurück blieben die ersten Wohnblöcke. Dennoch wurde die Fischfabrik fertiggestellt, die wichtigste Kabeljaufiletierfabrik Grönlands. Sie exportiert vor allem nach Dänemark. Seit 1996 ist hier die Fischerei- und Schifffahrtsschule des Landes angesiedelt.
Sehenswert sollen die Kolonialbauten, das Museum mit Objekten der alten Inuit-Kulturen und die Friedenskirche (1909) sein. Der Friedhof neben der Kirche sei sehenswert. Es sei der beste Platz des Ortes mit schöner Aussicht für die Verstorbenen. Ausserdem soll der Boden nicht allzu hart sein, um Gräber auszuheben. Im Oktober würden die Verantwortlichen überlegen, wie viele Einwohner im Winter sterben könnten und die Gräber würden dann bereits vor dem ersten Schnee ausgehoben. Krematorien gebe es in Grönland, welches grösser als ganz Europa ist, für die nur 60'000 Einwohner des ganzen Landes keines.
9.30 Uhr beginnen die Vorträge. Klaus K. spricht über Eisbären. Da gehe ich aber nicht hin, da ich im Schweizer Fernsehen einen Superdokumentarfilm über Eisbären anfangs Mai gesehen hatte. Sabine berichtet über die grönländische Nationaltracht. Alles sind handverarbeitete Stücke, sehr fein verarbeitet und teils aufwändiger als unsere Nationaltrachten. Anschliessend diskutieren wir übers Pelztragen und finden heraus, dass man eine Kampagne für Pelztragen machen müsste, denn Pelze kann man besser vererben als Stoffstücke und darum seien sie umweltfreundlicher. Wer Pelze nicht wolle, solle auch keine Lederschuhe tragen. Auch das seien einmal Tiere gewesen.
Ernst liegt im Liegestuhl auf dem Balkon an der Nebelsonne. Plötzlich heisst es, man werde zwei Eisberge sehen in einer Viertelstunde. Alle machen sich auf zur Steuerbordseite. Wie wir an den sogenannten Eisbergen vorbeikommen, kann man sie aber im Nebel nur erahnen an den Konturen. Viel beeindruckender ist das Schiffshorn, welches ertönt zur Warnung der evtl. kleineren Schiffe in der Umgebung. Na ja, das war wieder einmal eine kleine Touristenattrappe!
Mittagessen zw. 11.30 und 14 Uhr. Um 12.30 Uhr erreichen wir Paamiut. Um 12.40 Uhr kann man bereits das Schiff verlassen. MT versucht eine Mail zu versenden, aber die Leitung ist zu langsam und MT fällt aus der Leitung. Sie ärgert sich natürlich. Es ist seit gestern bereits der dritte Anlauf, der nicht klappt.
Wir besichtigen die kleine Stadt: Kirche, Museum, Fischmarkt, Supermärkte, Kaffeehaus, Kulturzentrum und die Schule. Schüler und Lehrer sprechen Englisch mit uns. Das Schulhaus ist modern ausgerüstet. Im Schulzimmer haben die Zwölfjährigen mindestens sechs Computerstationen. Zwei Lehrer sind da. Der eine ist ein Flüchtling aus dem Libanon, den Dänemark in den 80er-Jahren aufgenommen hat und der als dänischer Lehrer für naturwissenschaftliche Fächer hier in Grönland arbeitet.
Um 16 Uhr gibt’s ein Konzert des einheimischen Kirchenchores in der Kirche speziell für die Gäste unseres Schiffes. Sie ist zum Bersten voll. Auf der Empore kann ich gut die Lieder aufnehmen. Sie sind alle sehr wehmütig im Ton. Zum Schluss singen sie mehrere Strophen des Liedes «Näher mein Gott zu dir».
Abendessen in zwei Sitzungen. Wir sehen einen wunderschönen grossen Eisberg an uns vorbeischwimmen. Dieses Mal wars Wirklichkeit.
Kurzinformation um 20 Uhr über Nuuk, der Hauptstadt.
Um 20.30 Uhr funktioniert das Internet einigermassen normal und MT kann nach mehrmaligen Versuchen innerhalb von zwei Tagen den Reisebericht in einem Rundmail versenden (bis zum 7. Juni).
Um 21 Uhr passieren wir eine Stunde lang bei 20 km Geschwindigkeit an einem riesigen Gletscher vorbei, der direkt bis zum Meer führt. Es ist der Frederikshåbs Isblink.
Mittwoch, 8. Juni 2011 – Hauptstadt Nuuk
Der Tag beginnt mit bewölktem Wetter. Am Nachmittag ist es dann regnerisch und es ist windig.
Am Morgen um 7.40 Uhr fahren wir in den Hafen ein. Um gut 8 Uhr wird das Schiff bereits freigegeben.
Um 9 Uhr beginnt unsere Panorama-Stadttour, die wir gebucht haben. Sie dauert 90 Minuten mit mehreren Fotohalten in allen Stadtteilen. Die Tour endet dann auf der Gegenseite der Stadt beim Nationalmuseum. Ein Shuttlebus verkehrt zwischen der Fram und der Stadt mit zwei Halten am Kulturhaus Katuaq und am Nationalmuseum alle 30 Minuten von beiden Richtungen bis 16.45 Uhr.
Ein junger Grönländer ist unser Reiseführer, der allerdings von Sabine Barth unterstützt werden muss, da er zu wenig gut Deutsch spricht. Wir sehen auf der Rundtour alles Wesentliche: den neuen Hafen, wo wir am Pier liegen, die Wohnblocks der 60er- und 70er-Jahre, den Bootshafen , die moderne Architektur in Qinngorput, das neue Universitätsgelände, den Flughafen, die Halbinsel Nuussuaq, das Villenviertel mit herrlichem Blick auf den Godthåbsfjord und den Nuup Kangerlua, den Friedhof davor, die Altstadt mit dem modernen Kulturhaus und dem grossen Krankenhaus, den Kolonialhafen mit dem Nationalmuseum und der Poststation vom Weihnachtsmann. Im Nationalmuseum werden die Mumien von Qilakitsoq gezeigt, die fast 500 Jahre in einer Felsengrotte gelegen haben, bis sie 1972 zufällig entdeckt wurden.
Nuuk hat eine gewaltige Bergwelt hinter sich. Es gibt sogar einen Skilift für die Städter im Winter. Bergwanderungen lassen sich aber dieses Jahr frühestens in einem Monat unternehmen. Es hat noch zu viele Schneefelder.
Wer heute eine Bootsfahrt gebucht hat, muss sie bei Regen und Wind machen. Für die zwei Stunden wurden pro Person 100 € verlangt. Auch unsere Panorama-Stadttour war nicht billig und kostete 33 € pro Person. Helikopter-Inlandflüge von 90 Min. gibt’s auch. Sie kosten 300 € pro Person, finden aber nur im Juli und August statt. Leider ist es so, wenn man nichts bezahlen will, sieht man wesentlich weniger.
Um 12.30 Uhr sind wir mit dem Shuttlebus zum Schiff zurückgefahren zum Mittagessen.
Den Nachmittag verbringen wir in unserer Suite auf dem Schiff. Um 17.30 Uhr legt die MS Fram ab Richtung Norden nach Sisimiut.
Zum Abendessen erwartet uns ein norwegisch inspiriertes Buffet und vorher um 18 Uhr findet die kurze Information zu Sisimiut statt.
An der Frucht- und Eisschnitzelschau am späteren Abend nimmt Ernst nicht teil. Er kennt dies von anderen Kreuzfahrten. MT wird ihm am kommenden Morgen die Filmausschnitte auf dem Laptop zeigen.
Donnerstag, 9. Juni 2011 – Sisimiut
Ruhige Nacht bei dichterem Nebel. Frühstücksbuffet wie gewohnt ab 7.30 Uhr.
Dem Kabinenpersonal – auf der Fram nur Frauen, und zwar aus den Philippinen – geben wir zur Abwechslung Schweizer Schokolade anstelle von zusätzlichem Trinkgeld alle zwei oder drei Tage. Dafür ist unsere Kabine täglich perfekt gemacht.
Am Vormittag wiederholen sich Vorträge. Wir haben sie bereits vor zwei Tagen gehört. So haben wir Zeit zum Lesen und um nach draussen zu schauen. Wir sehen die nahe Küste gut, allerdings bei bedecktem Wetter, aber Stimmungsbilder gibt’s dennoch.
Um 10 Uhr erreichen wir den Polarkreis: 66 ½ Grad nördlicher Breite.
Um 11 Uhr gibt’s die Neptuntaufe mit Eiswasser, welches auf Kopf und in den Nacken geleert wird auf Deck 5 beim Bug. Wir sind in die Polarzone eingedrungen. Wer sich taufen lässt, erhält einen Schnaps.
Um 11.30 Uhr erreicht die MS Fram Sisimiut. Es ist 7 ° warm. Heute werden für uns erstmals die Polar Circle Boote eingesetzt. Wir müssen uns wasserdicht und genügend warm anziehen wegen des Windes auf dem offenen Meer und die Schwimmweste tragen. Per Durchsage werden die einzelnen Boots-Gruppen aufgefordert, auf Deck 2 zu kommen. Wir sind bei der Gruppe 4 von 7 Gruppen eingeteilt. Vorher gehen wir aber zum Mittagsbuffet.
Die Fahrt mit den Polar Circle Booten war viel weniger schlimm als Ernst sich vorstellte.
Sisimiut ist die zweitgrösste Stadt von Grönland und liegt an einem Felshang, hat 5000 Einwohner. Mit Hilfe eines Stadtplanes erkundigen wir die Stadt auf eigene Faust als würden wir St. Moritz erkunden unmittelbar nach der Schneeschmelze. Die farbigen Holzhäuser prägen natürlich das Stadtbild. Das Zentrum hat Gebäude aus dem 17. Jh., zwei keine Museen und eine Kirche, die aber geschlossen ist. Immerhin hat man von dort eine schöne Aussicht.
Die Kunstwerkstätte unweit des Fischerhafens mit riesigen Schiffscontainern mit Kühlaggregaten ist interessant zu sehen. Wir sehen Schnitzereien aus Rehntier, Speckstein und Wahlrosszähnen. Berühmt sind die Tupilak. Das sind Monster mit menschlichen Gesichtern und Tierkörpern in allen Grössen. Ursprünglich wurden sie gefertigt, um Feinde zu bezwingen. Im Glauben der Inuit konnten sie jeden töten, der sich ihnen näherte. Der Schamane konnte dem Tupilak einen Körper und eine Seele durch Reiben der Figur geben. So konnte der Tupilak seine Mission erfüllen.
Wir kehren zum Schiff zurück. MT geht ein zweites Mal an Land und wandert zur Teleinsel, die Sisimiut vorgelagert ist. Die Ausgrabungen dort haben Beweise von über 4000 Jahre Eskimokultur ans Licht gebracht. Die alten Siedlungsplätze der Saqqaq-Kultur kann man nur erahnen, die alten Grundmauern der Vorratshäuser der Wahlfänger aus dem 15. Jh. ebenfalls. Die Wanderung ist wie eine Wanderung bei uns in den Alpen auf 2500 m nach der Schneeschmelze im Mai oder Juni. Überall hat es noch Schneefelder und man muss sich den Weg selbst suchen. Ganz ungefährlich ist es nicht, denn neben Schnee hat es Wassertümpel und Felsengestein mit Gras und Moos dazwischen.
18.30 Uhr Kajakpräsentation von zwei Einheimischen vor unserem Schiff. Da muss man wirklich fit sein!
18.30 bis 21.00 Uhr: philippinisches Abendbuffet mit freier Sitzplatzwahl.
20.30 Uhr gehen wir an die Information zu Ilulissat.
Freitag, 10. Juni 2011: Ilulissat – Höhepunkt der Grönlandreise
Um Mitternacht sollen wir im Bereich des Kangia- oder Ilulissat Eisfjordes sein und die Mitternachtssonne sehen können bei gutem Wetter. MT sieht sie nicht bis Mitternacht und auch nicht um 1.30 Uhr, wie sie erwacht.
Wir haben uns gestern Abend umteilen lassen bei den Bootsfahrtsgruppen, damit MT am Nachmittag noch an einer Wanderung teilnehmen kann. Das kostet uns zwei Schweizer Schokoladen ans Expeditionsteam.
Wie MT um 3.45 Uhr die ersten Eisberge und schönes Wetter kommen sieht, kann sie nicht mehr schlafen. Nur im Pyjama und einer Jacke umrundet sie Deck 5 und schiesst die ersten Bilder des Tages. Ab 5 Uhr ist strahlendes Wetter. Die ersten Eisberge erscheinen im schönsten Morgenlicht mit dem richtigen Schattenwurf. Ab jetzt können Ernst und MT gar nicht mehr schlafen, stehen auf und staunen über die unsagbar schönen Eisberge. An gewissen Orten passieren wir auch Eissuppe. Das sind Eisberge, die total zerfallen und in Abertausende von Eiswürfelchen in Teppichen entgegenkommen.
Ilulissat ist bekannt für seinen einzigartigen, imposanten Eisfjord, der bis zu 100 m hohe Eisberge in die Disco-Bucht schiebt. Wir haben den Bootsausflug zum Eisfjord gebucht, der uns entlang der Mündung des Eisfjordes führt, wo im nördlichen Teil die gigantischen Eisberge «stranden», weil sie zu gross sind, um aufs Meer hinauszutreiben. Der Gletscher gehört zum Weltnaturerbe der UNESCO. Er wandert pro Tag 20-40 m Richtung Mündung, wo er kalbert.
Nach dem Frühstück machen wir uns für die Bootsexkursion bereit. Wir werden mit den Polar Circle Booten an Land gebracht. Dort besteigen wir ein Ausflugsboot mit einem deutschsprechenden dänischen Studenten. Die Bootsfahrt ist das absolute Highlight unserer Grönlandreise. Wir fahren ganz nahe an die kalbernden Eisberge der Abbruchstellen heran und bleiben manchmal auch länger stehen. MT hat die Frechheit aufs Dach zu steigen und versteckt sich hinter dem Kamin. So hat sie rundum Sicht. Erst nach einer halben Stunde bemerkt es der Reiseführer und meint, da habe er doch heute Morgen gemeint, er habe keine Teenager an Bord. Schöneres Wetter könnten wir gar nicht haben. Die Mücken sind zudem noch nicht da, weil der Winter um Wochen verlängert war.
Nach zweieinhalb Stunden ist die Bootfahrt beendet und wir kehren mit den Polar Circle Booten zum Schiff zurück für Mittagsbuffet. Sofort lädt MT die ca. 200 Bilder und Filmchen auf den Laptop. Die Bilder sind sehr zufriedenstellend.
Nach dem Mittagessen geht MT auf die Wanderung nach Sermermiut. Die Wanderung ist begleitet und führt zur Siedlung Sermermiut. Sie liegt eine Wanderstunde von der Stadt entfernt. Während der letzten 4000 Jahre haben Eskimokulturen an der Mündung des Eisfjordes gelebt. Nochmals erlebt man die grandiose Aussicht auf den Eisgletscher, diesmal von der Seite.
Bei einem grönländischen Abendbuffet geniessen wir nochmals die imposante Mündung des Eisfjordes. Das Schiff fährt jetzt zurück Richtung Itilleg, welches wir am Pfingstsamstag erreichen werden.
Um 21.45 Uhr findet die MS Fram Crew Show statt in der Observation Lounge mit Tänzen, Gesängen, Shakerkunst, Ananasschneidekunst und moderne Gruppenshows.
Diese Nacht werden wir die Mitternachtssonne erleben. Das Wetter ist optimal.
Die Zeit um Mitternacht verbringt MT beim Betrachten und Fotografieren der Mitternachtssonne. Die Sonne ist wärmend und im Windschatten braucht man keinerlei Windjacke. Die Temperatur beträgt 8° und es ist beinahe Windstille. Gegen Westen hin sieht man um 00.20 Uhr bereits die ersten Wolken kommen, also eine Wetteränderung.
Die Nacht ist bewegt, es schaukelt, aber es ist erträglich. Wie gewohnt stehen wir relativ früh auf, bereits um 6.30 Uhr, denn mit dem zunehmenden Schaukeln kann man nicht mehr einschlafen.
Frühstück um 7.30 Uhr. Das Schiff kommt immer mehr in Schwingung, so zwischen 7 und 8 Beaufort. Ernst muss wieder nach einer Woche Medikamente gegen Seekrankheit schlucken. Die kleinen Pillen, die zwölf Stunden andauern, sind ausverkauft. Jetzt sind nur noch Kapseln erhältlich, die stärker sein sollen und nur acht Stunden andauern.
Bei der Information zu Itilleq, wo wir um 13 Uhr ankommen sollten, bleibt Ernst in der Kabine und MT geht allein hin. Der kleine Ort hat nur 130 Einwohner. Mit Ungeduld werden wir als erstes Kreuzfahrts-Schiff dieser Saison von den Einheimischen erwartet. Wir sind zum Kaffee eingeladen, sollen aber nur 20 Minuten bleiben. Um 15 Uhr will die Bevölkerung unbedingt Fussball mit Gästen vom Schiff spielen, wobei jeder seinen Spass haben soll und die einzige Regel ist, dass nur mit einem Ball gespielt wird. Auf dem Feld und im Tor können mehrere Spieler sein.
Um 10.45 Uhr beginnt der Vortrag von Sabine über die Transportmittel der Grönländer. Wir erfahren wie die Kajaks und die Umijaks (grössere Boote, auch Frauenboote genannt) bebaut wurden. Nachher geht’s um den Transport mit den Polarhunden. Das Land hat heutzutage rund 25'000 solcher Hunde, aber es werden immer weniger, da auch modernere Transportmittel zur Verfügung stehen wie bei uns in den Skigebieten.
Der Wellengang wird immer stärker. Wir sind bei Beaufort 9. Sabine muss ihren Vortrag abbrechen, da es ihr stehend schlecht geworden ist. Eine halbe Stunde später meldet die Leiterin des Expeditionsteams, dass sie von der Brücke erfahren habe, dass es heute Nachmittag nicht möglich sein werde, in Itilleq mit den Polar Circle Booten an Land gehen zu können.
So wird das ganze Programm vom Besuche Itilleqs bereits um 11.30 Uhr abgesagt. Wir werden weiter südlich fahren und früher in den Fjord von Kangerlussuaq einfahren und vielleicht früher in Kangerlussuaq ankommen.
Wir haben kurz vor der Mittagszeit eine Windgeschwindigkeit von 25 bis 26 m/Sek. Der Wellengang ist gewaltig, ein Sturmhighlight für die einen und ein Malaise für Leute wie Ernst. MT macht zwei Filmchen, damit das daheim auch gezeigt werden kann. Noch um 10.15 Uhr hat MT auf dem Balkon die Liegestühle rechtzeitig zusammengebunden und am Gestänge des Schiffes mit den Tauen und den Pfadfinderknoten zusammengebunden. Sie hatte ja alles in den letzten Tagen nach dem Sturm der Überfahrt selbst wieder losgebunden. Noch gestern sass Ernst schliesslich einige Stunden am Nachmittag in Ilulissat an der Sonne im Liegestuhl.
Mittagsbuffet. Ernst isst nur eine Suppe, weil er eine Stunde zuvor sich ergeben musste.
Am Nachmittag muss er nochmals erbrechen. (Nach der Schiffsfahrt erfahren wir, dass die neue Medizin ein homöopathisches Mittel gewesen sei. Darum war es nicht genügend wirksam; es wurde uns aber anders verkauft.)
MT packt schon einmal vor. Bis am Sonntag um 7 Uhr muss das Gepäck bereitstehen.
Um 17 Uhr dreht das Schiff ab und fährt in die ruhigeren und bald ganz ruhigen Gewässer des Kangerlussuaq-Fjordes. Ernst geht es nach einer guten halben Stunde wieder gut, aber beim grossartigen Abendmenu in zwei Sitzungen um 18 Uhr und 20.15 Uhr isst es nur die halbe Portion. Wahrlich, die Küche hat es zu gut gemeint! Die Portionen des Hauptganges und des Desserts sind zu gross und mehr Quantität als Qualität.
21.30 Uhr: Verabschiedung mit dem Kapitän und seiner Mannschaft in der Observation Lounge bei einem Drink. Die kleine Schweizer Fahne führt den Rundgang der Mannschaft an und die grosse deutsche Fahne geht am Schluss. So war auch das Verhältnis der Schweizer und der Deutschen auf dem Schiff.
Wir erhalten die CDs mit den Bildern von Barbara, unserer Schiffsfotografin. MT legt sofort die CD ein auf ihrem Laptop und stellt fest, dass sämtliche Bilder von gestern, d.h. von Ilulissat fehlen. Sie meldet den Fehler sofort Anja und diese veranlasst, dass sämtliche CDs nochmals in nächtlicher Arbeit neu hergestellt werden. Das war gute «déformation professionelle» von MT! Barbara, die Fotografin meinte dann auch, dass der Eisfjord von Ilulissat unbedingt zu einer Grönlandreise gehöre und es sei fast unverzeihlich, dass ihr das passiert sei.
Pfingstsonntag, 12. Juni 2011 – Kangerlussuaq
In der Nacht fährt das Schiff teilweise im Schritt-Tempo durch den 30 km langen Kangerlussuaq-Fjord, der einer Fahrt durch den Vierwaldstättersee gleicht, nur hat es erst am Ende des Fjords die Siedlung Kangerlussuaq, eine alte Base der USA, die nach Übergabe von den Amis an die Grönländer zum internationalen Flughafen mit Wohnort wurde. Das Wetter ist leider bedeckt und von Sonnenuntergang ist nichts zu erleben.
Um 6 Uhr erreicht die MS Fram Kangerlussuaq. Wir sind wach und neben der Türe vor der Kabine hängt ein Briefumschlag mit der Rechnung, die wir kontrollieren. Wir bemerken, dass die Trinkgelder von € 6 pro Tag und pro Person nicht drauf sind. Den Zettel, worauf man vermerken musste, wieviel man gibt oder warum man weniger gibt, hatten wir nicht erhalten. An der Réception erfahren wir, dass wir cash geben können oder mit der Kreditkarte. Da wir soviel Bares haben, legen wir € 205 in einen Briefumschlag und werfen ihn in den Trinkgeldbriefkasten. Dem Kabinenpersonal hatten wir von Anfang an immer wieder Euronoten oder Schweizer Schokolade zugesteckt, um täglich ein gut aufgeräumtes Zimmer zu haben.
MT hat noch ein wenig Stress. Sie hatte die Fotografin Barbara an der Réception getroffen und erfahren, warum Barbara den CD-Fehler gemacht hatte. Sie war am 9. Juni in Sisimiut auf der Wanderung in ein Loch gefallen und hatte sich den Fuss verstaucht. Anderntags in Ilulissat hatte sie wohl ihren Fotoapparat falsch eingestellt und alle Bilder vom Eis bei der Bootsfahrt waren überlichtet gewesen und dadurch unbrauchbar geworden. Bei der neuen Ausgabe der CD sind nämlich nur zehn Bilder von Ilulissat und an andern Tagen sind es fünfzig. MT kopiert ihr darum ihre eigenen Ilulissat-Bilder auf einen Stick und das braucht eine Viertelstunde. Ernst ist natürlich böse, weil ich darum beim Fertigpacken stressen muss.
Um 7.30 Uhr werden wir aufgeboten, mit dem Gepäck auf Deck 2 zu kommen. Das Check-in bei der Greenland Air erfolgt auf dem Schiff und zehn Minuten später haben wir bereits das Grossgepäck los und die Bordkarten in der Hand. Erst jetzt gehen wir frühstücken.
An Deck auf dem Schiff scheint die Sonne an diesem letzten Tag und wir haben 4° und Wind von 2m/s. Man kann ohne Jacke im Liegestuhl sitzen, bis unsere Gruppe für die Fahrt mit den Polar Circle Booten ausgerufen wird. Wenn man bedenkt, dass Kangerlussuaq keinen Pier für Grossschiffe hat. All unser Gepäck wird mit den Polar Circle Booten ans Ufer und weiter direkt zum Flughafen gefahren.
Um gut 10 Uhr sind alle an Land. Mit einem Bus werden wir über eine Schotterstrasse von 12 km ins Zentrum von Kangerlussuaq gefahren. Im Wissenszentrum, das uns als «Basecamp» dient, können wir das Handgepäck lagern, das WC aufsuchen und Kaffee trinken.
Um 11 Uhr gibt’s einen Rundgang mit einem örtlichen Guide. Wir besuchen u.a. die Kirche und das örtliche, sehr interessante Museum über diesen dänischen Militärhafen, den die Amis im zweiten Weltkrieg als USA-Luftwaffenstützpunkt ausbauten. Es waren teilweise 14'000 Mann hier stationiert. 1992 wurde das riesige Basecamp – der kalte Krieg war vorbei und die Amis waren schon in den 60er Jahren abgezogen – für einen einzigen $ an Grönland verkauft.
Zwischen 12 und 14 Uhr Mittagsbuffet im Wissenschaftszentrum des Basecamp. Die Schiffsmannschaft hat alles vom Schiff hergebracht. Es gibt verschiedene Salate, Poulet oder Fisch, Wasser und ein Dessert im Wegwerfgeschirr. Das Zentrum ist gross genug, aber sehr düster, da es aus Containerplatten gemacht ist und keine Fenster hat.
14 Uhr Busfahrt in einem Unimog (allradgetriebener Kleinlastkraftwagen, Schweizerprodukt für die Armee) auf einer holperigen Schotterstrasse Richtung Inlandeis. Die Fahrt dorthin dauert mit zwei Fotohalten 90 Minuten. Beim Inlandeis gibt’s einen längeren Aufenthalt und die Möglichkeit aufs WC zu gehen. Vier Plumps-WC befinden sich in einer Hügelnische, sodass die Landschaft nicht gestört wird. Die Sicht aufs Inlandeis ist grandios. Es ist ein Zwanzigfaches vom schweizerischen Aletschgletscher. Man muss es einfach gesehen haben. Je näher wir uns übrigens dem Inlandeis näherten, wurde es immer kälter. Wir waren froh um unsere blauen Jacken von Hurtigruten. Diese haben während der ganzen Reise beste Dienste geleistet, denn sie halten wirklich Wind und Wasser ab. Um 18 Uhr sind wir zurück. Ernst hat erstaunlicherweise diese Rüttelfahrt gut überstanden. Wir schauten, dass wir im Unimog zwischen den Rädern sitzen konnten und den einzig noch vorhandenen Haltegriff überliess MT Ernst.
Um 18.30 Uhr Abfahrt mit dem Bus zum Grillplatz des dortigen Rudervereines. Dort befindet sich ein Restaurant an einem See. Im Moment ist der See noch zugefroren. Wir schöpfen ein Grillmenu mit Fleisch von Rentieren, Moschusochsen und Lamm. Alles wird ausprobiert und wir können bei diesem warmen Wetter sogar im Freien essen.
Um 21.20 Uhr ist Abflug des Linienfluges Air Greenland nach Kopenhagen. Noch einmal sehen wir für kurze Zeit das gewaltige Inlandeis von Grönland und zehn Minuten später fliegen wir über den Wolken.
Pfingstmontag, 13. Juni 2011
Um 6 Uhr landen wir müde in Kopenhagen. Wir müssen die vier erhaltenen Stunden von der Reise wieder abgeben und so ist diese Juninacht gar nie dunkel geworden und sehr kurz gewesen.
Leider haben wir in Kopenhagen keinen sofortigen Anschlussflug. Wir müssen 5 ½ Stunden warten, auschecken und erneut einchecken, denn der Flug mit der Air Greenland war ein Inlandflug gewesen.
Um 13.10 Uhr landen wir mit der SAS in Zürich-Kloten.
Von den 205 Schiffspassagieren waren 185 Deutsche, 6 Schweizer, 4 Holländer, 2 Norweger, 2 Österreicher, 1 Belgier, 1 Franzose, 1 Luxemburger, 1 Brite und 2 aus Namibia. Die Vorträge wurden nur in deutscher Sprache gehalten und lediglich Durchsagen vom Kapitän erfolgten in Englisch und in Deutsch.
Bilanz der Reise
Allgemein formuliert:
Für MT die beste Kreuzfahrtsreise seit 2003. Es lohnt sich wirklich mit kleineren Kreuzfahrtsschiffen zu reisen. Das Essen ist wesentlich besser und wenn die Ausflüge wetterbedingt stattfinden konnten, wurde mit den vielen wissenschaftlichen Vorträgen zusammen sehr viel geboten.
Für Ernst hat sich vor allem die gute Mega-Suite gelohnt. Er hat sie wirklich abgesessen, doch hat er den Wellengang bei Sturm auf dem kleineren Schiff weniger gut ertragen und ist an zwei Tagen wirklich seekrank gewesen. Die ganz grossen Kreuzfahrtsschiffe haben eben bessere Stabilisatoren. Er hat sich auch über gewisse deutsche Gäste auf dem Schiff geärgert, die nur wegen des Essens kamen. Weil er zudem einen Stock mit sich führte, fühlte er eine gewisse Ungeduld von Schiffsgästen, vor allem beim Ein- und Aussteigen bei den Bussen. Sie wollten noch schnell vor ihm aussteigen oder schupsten ihn.