Expedition Antarktis 2012 vom 1. - 15. Dez. 2012 mit der Silver Explorer von Silversea ![]() ausgeschriebene
Reiseroute vom Reisebüro Mittelthurgau
Marie-Thérèse
Maissen-Hoby und Ernst Maissen feierten 2012 spezielle
Geburtstage. Marie-Thérèse wurde siebzig und Ernst
fünfundsiebzig. Das war Anlass genug, einen lang gehegten
Reise-Traum in Erfüllung gehen zu lassen.
Vorwort Relativ kurzfristig haben wir eine Antarktisreise über das deutsche Reisebüro «Meinecke Kreuzfahrten & Touristik GmbH in D-30938 Burgwedel» gebucht. Die Schiffsreise wurde uns für mehr als den halben Preis angeboten. Im Juli 2012 waren noch viele freie Plätze. Das mag eine Folge unserer momentanen Wirtschaftskrise sein. Normalerweise bucht man Antarktisreisen ein bis zwei Jahre vorher. Dazu kam der günstige Eurokurs. Für die gleiche Reise verlangte das Schweizer Reisebüro «Mittelthurgau» in seiner Broschüre mit Aktionen für unser Arrangement gute Fr. 5000.- mehr ohne Bordguthaben und schrieb, die Schiffskabinen würden um 55 % billiger hergegeben. Wenn man natürlich für einen Euro Fr. 1.35 einsetzt, kommt man auf diesen Preisunterschied. Ein Schweizer Reisebüro will ja sicher sein, wenn es Preise in Schweizer Franken ausschreibt. Marie-Thérèse hat die Euro zum Kurswert von Fr. 1.22 oder weniger gekauft. Darum haben wir in Deutschland gebucht und Ernst darf für den Preisunterschied Business fliegen. Marie-Thérèse kann mit ihrer Grösse ohne Probleme in der Economy-Klasse die Beine strecken und verzichtet auf ein mögliches Upgrade. ![]() Silver Explorer von Silversea bei der Petermann Insel in der Arktis (Aufnahme vom 9. Dez. 2012) Samstag, 1. Dez. 2012: Flug von Zürich über Paris nach Buenos Aires Fahrt
mit der S2 um 15.08 Uhr zum Flughafen Zürich. Wir haben
keinerlei Probleme. Der Flughafen ist halb leer, aber die Wege
zu den Gates sind weit, vor allem, da MT noch einkaufen muss.
Ernst fliegt also Business, MT Economy. MT fragt in Zürich nach einem Upgrade und erfährt, dass sie mit ihrem billigen Economy-Ticket gar kein Upgrade machen kann. In Paris müssen wir zu Fuss übers Flugfeld, dann sehr langen Gängen entlang und nachher mit der gelben Navette (Bus) zwei Stationen weit fahren. Die Fahrt führt über XY und dauert mindestens zwanzig Minuten. Dann sind wir im E2 und kommen relativ rasch zu den K-Gates. Wir fliegen ab K37. Dort angelangt, erkundet MT Möglichkeiten, um zu essen. Man empfiehlt ihr ein Restaurant im 1. Stock. Leider ist es ein Fastfood-Restaurant. Sie holt Ernst und das Handgepäck. Für die 40 € haben wir aber wirklich schlecht gegessen: asiatische Nudeln mit Poulet-Curry und Salat, eine kleine Flasche Merlot, Wasser und einen Kaffee mit zwei kleinen Friandises für Ernst. Der ganze Flughafen ist wirklich multikulti und wir haben nicht das Gefühl, in Paris zu sein. Das Internet im Flughafen ist gratis. Um 22.35 h ist Boarding Time und um 23.20 h fliegen wir mit der AF 0418 in 13 Stunden und 30 Min. nach Buenos Aires. Der Zeitunterschied wird vier Stunden betragen und die Ankunftszeit soll um 8.50 h am Sonntag sein. Sonntag, 2. Dez. 2012: Buenos Aires Der
Flug war lang, aber die 13 ½ Stunden von Paris aus gingen doch
relativ schnell vorbei. Ernst sass in der 3. Reihe mit
Fensterplatz, MT in der 45. Reihe, ebenfalls mit Fensterplatz.
Wir flogen über die Kapverdischen Inseln dem
südamerikanischen Kontinent zu. Auf der Höhe von Fortaleza
gelangten wir nach Brasilien. Die Hauptstadt Brasilia konnten
wir nicht sehen. Wir waren in staken Turbulenzen und es hatte
Wolken.
Ernst
hatte eine sehr gute Bedienung; er konnte liegen, doch die
Matratze war nicht optimal. Die Matratzen bei der Swiss seien
besser, meinte sein Nachbar. Gegen den Morgen hin besuchte er
MT, die gerade klassische Musik hörte. Interessant war,
Crew-Mitglieder zu sehen, die während der Nacht im Crew-Pijama
waren und oberhalb der hintersten Toiletten über eine kleine
Treppe zu ihren Schlafkammern gelangten, ähnlich wie bei
Lastwagen. Auf diesen langen Strecken dürfen Crew-Mitglieder
bis zu vier Stunden ruhen und nur mit halber Mannschaft
arbeiten.
In Buenos Aires mussten wir bei der Passkontolle eine gute Stunde anstehen, obwohl wir noch in der besseren Schlange anstanden wegen des Stockes von Ernst. Die Gepäckherausgabe und die Zollabfertigung waren problemlos. Dennoch mussten wir nochmals unser ganzes Gepäck durchleuchten lassen vor dem öffentlichen Ausgang. Beim Ausgang erwartete uns eine Agentin der Silversea mit einem grossen Maissen-Schild und führte uns mit einem kleinen Bus zum Hotel. Auf der Fahrt, die eine gute halbe Stunde dauerte – am Sonntag – erklärte sie uns alles nötige über die riesige Weltstadt, die 3 Mio Einwohner hat. Mit der Agglomeration sind es 14 Mio. Im
Hotel angekommen, konnten wir leider nicht sofort einchecken,
aber immerhin waren wir in klimatisierten Räumen. Es war um 10
Uhr Ortszeit bereits 25 °C warm. Wir konnten das
Administrative erledigen, Geld wechseln, uns umziehen, etwas
trinken und auf Dalia Hofman warten. Dalia ist eine
Arbeitskollegin von Nicole aus ihrer 18-monatigen Zeit in
Miami vor zehn Jahren. Dalia war im Mai dieses Jahres bei uns
in der Schweiz zu Gast und so ist es verständlich, dass wir
uns heute Sonntag von ihr die Stadt zeigen liessen.
Um 12.30 Uhr hatten wir im Hotel abgemacht. Dalia war pünktlich. Mit ihr gingen wir erst einmal in unserem Hotel brunchen. Das Restaurant öffnete erst um diese Zeit. Es war ein riesiges, hervorragendes Brunchbuffet. So etwas hatte ich noch nie gesehen. Alles war im Preis des Brunches enthalten, selbst alle Getränke, die wir bestellten. Und wir hätten bis 5 Uhr nachmittags essen und trinken können. Ernüchternd war lediglich der Preis: CHF 280.- zu dritt plus 10% Trinkgeld. ![]() mit Dalia Hofman beim Brunch im Hotel Alvear Palace Nach dem Brunch holte Dalia ihren Wagen und fuhr uns mit Zwischenhalten kreuz und quer durch Buenos Aires. Zum Abschluss gingen wir ins Gran Cafe Tortoni. Das ist ein nostalgisches Lokal aus der zweiten Hälfte des 19. Jh. und machten auch Fotos vor dem Bild des Gründers: Jorge Luis Borge ![]() im Gran Cafe Tortoni Die Stadt ist riesig und die berühmten Gebäude sind alle kaum hundert Jahre alt. Imposant waren für uns eigentlich nur die riesigen Aviendas (Avenues), die in nur einer Richtung viel breiter waren als die Champs Elysées in Paris. ![]() ![]() Obelisk von Buenos Aires Kirche Nuestra Señora del Pilar, Recoleta-Viertel Nahe
von unserem Hotel ist ein Park und in diesem Park war Markt
und dahinter die Kirche Nuestra Señora del Pilar mit dem
grossen Friedhof. Es war gerade das Ende des
11-Uhr-Gottesdienstes. Eine riesige Menschenmenge strömte
heraus. MT schaute, wann denn heute noch Gottesdienste
stattfinden. Sie kam aus dem Staunen nicht heraus. Gleich um
12 Uhr war der nächste Gottesdienst und heute Abend sind drei
weitere Gottesdienste um 19 Uhr, 20 Uhr und 21 Uhr. Jeden
Sonntag sieben Gottesdienste! Der Mittagsgottesdienst war
wiederum «pumpsvoll». Geistliche hörten im hinteren Teil
während des Gottesdienstes die Beichte und die Leute standen
an. Röbi, das hättest du erleben müssen! Wir besuchten den 19
Uhr Gottesdienst und freuten uns an den Gesängen der Gläubigen
mit einem Kirchenchor aus Familienmitgliedern und Säuglingen
auf den Armen der singenden Eltern, begleitet von einem
Gitarristen. Und das übrige Volk sang mit. Im Gottesdienst war
zu mindestens 50% junges Volk und die Kirche war randvoll mit
zusätzlichen Klappstühlen von der Sakristei.
![]() Alvear Palace Hotel Das
Alvear Palace Hotel ist ein Hotel im Stadtteil Recoleta auf
der Avenida Alvear 1891. Das Hotel wurde am 2. September 1932
eröffnet und gehört seit 2005 zum «Architektonischen und
Historischem Erbe der Stadt Buenos Aires» (Patrimonio
Arquitect_nico e Historico de la Ciudad de Buenos Aires).
Unser Zimmer ist dementsprechend wirklich 5*. Schade, dass wir
es morgen bereits um 6 Uhr ohne Frühstück verlassen müssen,
weil unser Inlandflug nach Ushuaia bereits um 8 Uhr ist. Das
Küchen- und Servicepersonal kommt erst später. Wir werden also
ein Flugzeugfrühstück serviert bekommen. Das verpasste
Hotelfrühstück gibt’s dann auf der Rückreise im Hotel Alvelar
Palace am 14. Dezember.
Montag, 3. Dez. 2012: Ushuaia Wir
stehen um 5 Uhr auf. Das Check-out ist bald erledigt und um
5.55 Uhr ist unsere Gruppe von 10 Personen abfahrtsbereit. Die
Silversea-Agentin war mit einem kleinen Bus mit Chauffeur für
den Transfer zum Inlandflughafen bereits um 5.50 Uhr da. Um
6.20 Uhr sind wir dort und werden von einer ellenlangen
Menschenschlage überrascht. Fast eine Stunde müssen wir
anstehen, bis wir unser Gepäck abgeben können, obwohl die
Silversea-Agentin uns die Bordkarten nach fünf Minuten in die
Hand gedrückt hatte. Die LAN-Fluggesellschaft habe interne
Schwierigkeiten und stelle zu wenig Personal ein. Das sei der
Grund, warum es so lange daure. Schwierigkeiten hat aber auch
die Betreiberin des Flughafens. Dieser ist in einem desolaten
Zustand. Überall hängen von der offenen Decke Kabel herunter.
Das sei seit drei Jahren so, meint die Agentin. Über XY
innerhalb des Gebäudes gelangen wir zur Sicherheitskontrolle.
Dort steht Ernst in der falschen Kolonne an. Es ist die
Frauenkolonne und er wird auf Spanisch heftig zurechtgewiesen.
Bei den Gates geht gar nichts mehr, ein unglaubliches
Durcheinander. Von vier Gates sind drei geschlossen und so
stimmt überhaupt nichts mehr mit der Gate-Tafel überein. Unser
Flug war zuerst Gate 4, nach einer Viertelstunde Gate 3 und
nachher hiess es, das Flugzeug sei verspätet und man wisse
nicht wie lange. Nach einer weiteren halben Stunde stehen wir
bei Gate 2 an und werden in einem vollgepfropften Bus zum
Flugzeug gefahren. Der Flug mit Airbus 320 ist lediglich eine
Stunde verspätet und wir haben immer noch kein Frühstück
erhalten. Nach einer halben Stunde Flugzeit gibt’s einen Snack
zur grossen Enttäuschung von Ernst. MT bestellt dafür gleich
drei Milchkaffees und bekommt sie auch. Ernst bettelt ihr dann
einen davon ab. Beim erneuten Durchgang des Flightattendanten
bestellt MT nochmals zwei Kaffees mit Milch und jetzt hat
Ernst es auch begriffen. Er verlangt dasselbe.
Der Flug war ruhig, keine Turbulenzen. Die Gegend von Feuerland ist sehr gebirgig und ähnlich dem Bündnerland. Mehr als einmal glaubten wir, das Engadin zu überfliegen. Obwohl es jetzt Sommer ist, sind die Berge vorwiegend weiss. Nach
der Zollabfertigung, wo man unsere Handtaschen nach Früchten
untersucht, die nicht eingeführt werden dürfen, bringt uns ein
Silversea-Bus zu einem Ausflugsrestaurant auf der anderen
Seite von Ushuaia. Die Begleiterin spricht ein Englisch,
welches MT wunderbar versteht. Es gibt argentinische
Spezialitäten, aber das typische Lammfleisch - so findet MT -
sei wahrscheinlich von gestern, ebenso das französische
Baguettebrot und sie sagt es der Reiseleiterin.
![]() ![]() ![]() 3 x Ushuaia Ushuaia
ist eine Stadt mit 80'000 Einwohnern. Sie lebt vom Tourismus,
von der aufstrebenden Elektronikindustrie und vom Fischfang.
Es hat viele Landhäuser in allen Farben. Das sei im Winter
weniger trostlos, meint die Reiseleiterin. Die Grönländer
denken gleich. Auch sie haben Häuser in allen Farben.
Nachher geht’s zum Schiff der Silversea: Silver Explorer. Die Begrüssung durch die Schiffsmannschaft ist herzlich und unkompliziert. Man weiss ja seit Monaten, wer kommt. Wir geben unsere Pässe ab, werden fotografiert und erhalten unsere Bord-Karten für die Kabine 505. Es ist eine 43 m2 grosse Suite mit französischen Balkonen. ![]() ![]() unsere Suite Um
17 Uhr ist eine ausführliche Seenotsübung. Wir müssen warme
Kleidung und unsere Schwimmwesten von der Kabine mitnehmen. Es
wird eins zu eins geübt. So genau hat es noch keine andere
Schifffahrtsgesellschaft gemacht und das ist immerhin unsere
sechste Kreuzfahrt.
Um 18 Uhr werden die Leinen losgelassen. Das Schiff sticht in den Beagle Kanal, fährt diesen hinunter und trifft dann nach guten zwei Stunden ins offene Meer. Um 18.30 Uhr stellen sich die Schiffsmannschaft und die Expeditionsleiter vor. Das habe es noch nie gegeben, meint der Chef der Expeditionsleiter: 122 Bedienteste von 28 Nationen für 109 Gäste von 14 Nationen! Es sind 11 Deutschsprechende an Bord, aber keine anderen Schweizer. Wir machen Bekanntschaft mit einem Ehepaar aus Rosenheim bei München und essen mit ihnen. Sie sind gestern in Buenos Aires bestohlen worden. Ein betrübliches Spiel, wovor uns Dalia gewarnt hatte. Sie wurden mit Kot – Vogelkot – beworfen; man half ihnen die Kleider putzen und schon hatten die Diebe das Portemonnaie mit der Kreditkarte geklaut. Die Deutschen sperrten sofort die Kreditkarte. Da es aber Sonntag war, ging alles langsamer und in der Zwischenzeit einer Stunde hatten die Diebe ihrer Masters Card bereits 1500 € belastet. ![]() Ehepaar aus Rosenheim Der erste Eindruck des Essens war mittelmässig. Es wird beim Abendessen serviert, sogar mit deutscher Menukarte. Ernst geht sofort schlafen, MT nach dem Auspacken. Dienstag, 4. Dez. 2012: auf See mit Kurs auf die Antarktis: Drake Passage Etwas
stürmische Nacht. Hoffentlich wird’s nicht viel schlimmer!
Unsere Kabine ist in der Mitte des Schiffes. So ist die
Amplitude nicht allzu gross. Dennoch öffnete sich eine
Schublade mehrmals und zwei drei Gegenstände fallen um, da sie
schlecht gestellt waren. (z. B. Schirm, Stock)
Gleich am Morgen verlangt MT zwei Decken vom Butler. Sie hatten uns nur eine riesengrosse für zwei gegeben, die Ernst während der Nacht immer ganz für sich beanspruchen wollte. Auf der Silver Explorer sind 66 geschmackvoll eingerichtete Suiten und Kabinen, die alle über einen Meerblick und eigene marmorverkleidete Bäder mit Badewannen verfügen. Es gibt 20 einzigartige Premiumsuiten. Sie sind speziell für anspruchsvolle Reisende geschaffen worden und zwischen 35 und 67m² groß. Die Suiten haben ein luxuriöses Ambiente und sind teilweise mit zwei eigenen französischen Balkonen oder großen, eigenen Veranden ausgestattet, und verfügen zum Teil außerdem über besondere Annehmlichkeiten wie zum Beispiel einen Butlerservice. Die Vorträge und Seminare werden von erfahrenen Experten aus diversen wissenschaftlichen Bereichen abgehalten und regen zu interessanten Gesprächen an. Auch in der Bibliothek wird viel Unterhaltung geboten; dort findet man eine große Auswahl an Büchern, Magazinen, Referenzmaterialien und Filmen, die man ausleihen kann. An Bord der Silver Explorer findet man Boutiquen, die Designer-Kollektionen, Duty-free-Produkte sowie Schmuck, Mode, Parfums und Produkte mit dem Silversea Logo. Kosmetikartikel und Gegenstände des täglichen Gebrauchs können ebenfalls erworben werden. Wenn man sich aktiv betätigen möchte, ist das Fitnesscenter da mit Hanteln, Krafttrainingsgeräten, modernsten Laufbändern, Ellipsentrainer sowie Liegeräder und Trimmräder vorhanden. Im Schönheitssalon sind verschiedene Dienstleistungen möglich wie Hairstyling, Maniküre und Pediküre. Gesichts- oder Körperbehandlungen oder Massagen werden angeboten. Männer- und Frauen-Saunen und Dampfbäder sind ideal zum Entspannen nach dem Training oder bevor man die Spa-Behandlung wahrnimmt. Wir gehen zum Frühstück ins Restaurant um 8 Uhr. Es ist ein reichhaltiges amerikanisches Buffet. MT bestellt gleich einen Liter Kaffee und Milch. Kaffee soll gut sein, wenn man Itinerol B6 gegen Seekrankheit schluckt. Um 9.15 beobachtet MT die Vögel, die das Schiff umkreisen. Claudia Holgate, die Vogelkundlerin, gibt sogar in Deutsch die Vogelnamen durch. Das Wetter ist rauh und bedeckt und es hat Nieselregen. MT fotografiert mehrere grosse Riesensturmvögel und kleine Kapsturmvögel. ![]() ![]() Riesensturmvogel Kapsturmvogel Um
10 bis 10.45 Uhr hört sie sich einen Vortag von Claudia
Holgate auf Englisch an. (www.holgate.co.za). Sie erzählt, wie
und warum Vögel das Schiff umkeisen, wo sie sonst sind und wie
sie es schaffen, in der Kälte zu überleben und das Salz des
Meerwassers über den Schnabelwulst auszuscheiden. Ernst
schläft während dieser Zeit, da er sich etwas wackelig fühlt.
Um 11.30 Uhr ist ein historischer Vortrag. Alex Moffat-Wood, ein Neuseeländer mit einem Mastertitel und ehemaliger Lehrer, referiert über «A continent for Peace and Science». Er erzählt vom internationalen geophysischen Jahr (1957-58) und von der Unterzeichnung des Antarktisvertrages von 1959, wodurch die Antarktis als Kontinent der Forschung und des Friedens bekannt wurde. Bereits beim Vertrag von 1950 wurde der Kontinent unter verschiedenen Ländern aufgeteilt. Vor allem das Überlappen von drei Ländern, die ihren Anspruch erhoben hatten, war unbefriedigend: Chile, Argentinien und GB. Die USA erhoben damals keinen Anspruch, aber sie sind die Beherrscher der unbeanspruchten Gegend von ca. 15%. In den letzten Jahren hat sich weiter vieles verändert: die Probleme mit dem Klimawandel, die Aktionen der Umweltschützer (Greenpeace) und die vielen Vorkommen von Mineralien und Rohstoffen (Gold, Silber, Kupfer, Eisen, Nickel, Uran, Zink, Titan, Chrom und vieles mehr), die gefunden wurden. Mittagessen mit Buffet. Die Servicemannschaft hilft wirklich und führt die Leute, die Schwierigkeiten mit der Stabilisation haben, an ihren Sitzplatz. Um 14 Uhr obligatorisches Zodiac und IAATO Briefing (Information). Die sehr umfangreiche Orientierung dauert geschlagene 75 Minuten. 1991 nahmen die Konsultativparteien des Antarktis-Vertrags das Umweltschutzprotokoll zum Antarktis-Vertrag an, das die Antarktis als ein Naturreservat bezeichnet. Es findet Anwendung auf Tourismus und nichtstaatliche Tätigkeiten sowie staatliche Tätigkeiten im Gebiet des Antarktis-Vertrags. Es geht um die wildlebenden Tiere aller Arten, um das Respektieren der geschützten Gebiete und um das Respektieren der wissenschaftlichen Forschung. Wir werden auf die Gefahren bei Touren aufmerksam gemacht. Wir lernen die Sicherheitsregeln kennen, die eingehalten werden müssen, lernen den Seemannsgriff und das Anziehen und Funktionieren der Rettungswesten auf den Zodiacs. Den Anweisungen der Führer ist absolut Folge zu leisten und von den Tieren muss man einen Abstand von 5 m wahren. Nach den Anlandungen müssen die Boots desinfiziert werden, damit Bakterien ferngehalten werden von beiden Seiten (Schiff und antarktisches Land). Von 16 bis 17 Uhr Nachmittagstee am Tisch, wo der Expeditionsleiter sitzt. Ernst erklärt unser Schweizer Steuersystem und unsere Politik in der Schweiz. 17 Uhr: Juan Carlos präsentiert in seinem Vortrag die Grundbegriffe und Konzepte der Geologie, damit wir auf unseren Expeditionen die geologischen Strukturen besser deuten können. Wir erfahren viel über den Ursprung der Erde und die verschiedenen Gesteinsarten. Er erklärt auch die Plattentektonik. 19 Uhr Willkommens-Cocktailparty im Theater. Die ganze Schiffs- und Expeditionsmannschaft begrüsst die Gäste und spricht mit einzelnen von uns bei diesem «Apéro riche». Anschliessend Kapitänsdinner im Restaurant auf Deck 4. Heute Abend müssen wir uns besser kleiden und Ernst muss eine Krawatte tragen. Verschiedene Gäste sind nicht anwesend und lassen sich das Essen in der Kabine servieren, weil sie etwas seekrank sind. Meistens kommt es daher, dass die Leute zu spät etwas einnehmen. ![]() Ernst beim Kapitänsdinner An
der Reception sagt mir der Hoteldirektor, ein Franzose, dass
das Internet gegen den Südpol hin erfahrungsgemäss weniger gut
gehen wird. So versuche ich heute Abend noch ein Rundmail zu
senden und schaue dann, wie es die nächsten Tage geht.
Mittwoch, 5. Dez. 2012: zweiter Tag Drake Passage Die antarktische zirkumpolare Strömung ist die grösste Strömung der Welt mit 21'000 km Länge. Sie transportiert zirka 136 Millionen Kubikmeter Wasser pro Sekunde durch die Drake Passage zwischen Südamerika und der Antarktis. Das Wasser spritzt bis zu Deck vier hoch und an den Fenstern haben sich Eisblumen gebildet. Die See hat sich in der Zwischenzeit beruhigt und die Sonne scheint. Eine grössere Anzahl Kapsturmvögel umkreisen das Schiff. Um 8 Uhr Frühstücksbuffet. Viele Gäste sieht man wieder. Sie haben sich erholt. 9.30 Uhr werden wir Deck für Deck in den «Mudroom» gerufen. Wir müssen sämtliche Ausrüstungen auf organische Materialien untersuchen lassen, d.h. die gesamte Outdoor-Bekleidung (inklusive Stativen, Wanderstöcken und Rucksäcken), die man an Land nehmen will. Das Expeditionsteam inspiziert alles ganz genau, selbst alle Säume der Hosen hinten und vorne. Zuletzt muss man noch unterschreiben, dass man alles gezeigt hat. Bei uns werden die Stiefelsohlen und die Skistöcke desinfiziert. Alles andere war gewaschen worden oder war fabrikneu. ![]() genaue Kontrolle der Outdoor-Bekleidung Wir
sind bereits nahe der Süd-Shetland Inseln. Dort wird unsere
erste Anlandung sein.
11.15 Uhr: Vortrag von Luciano Bernacchi, der über die Welt der Pinguine erzählt. 17 Arten gibt es weltweit, aber nicht nur in der Antarktis, sondern prinzipiell auf der südlichen Hemisphäre. Es gibt Pinguine auf den Galapagos Inseln, entlang der Westküste von Südamerika und Südafrika, in Australien und in Neuseeland. Bereits Amundsen fotografierte Pinguine vor mehr als hundert Jahren. Wir werden nur drei Arten von Pinguinen auf unserer Expedition sehen. Pinguine können nicht fliegen, sind aber gute Schwimmer und Taucher. Sie flattern lediglich übers Wasser und fressen vor allem Krill (sehr kleine Crevetten). Die Babies sind schwerer als die Eltern wegen des Felles, welches später abgestossen wird. Wir werden aber keine sehen, denn die Brutzeit ist erst Mitte Dezember. Um 12 Uhr ist Briefing, unvorhergesehen, denn wir sind bereits bei den Süd-Shetland Inseln angekommen, viel früher als gedacht. Wir haben die Drake Passage in gut 18 Stunden problemlos geschafft, da gute Wetterverhältnisse herrschten laut Kapitän. (Diejenigen, die seekrank waren, sind nicht unbedingt gleicher Ansicht.) Unsere erste Anlandung findet auf der kleinen Insel «Barrientos Aitcho» statt. Die südlichen Shetlandinseln bestehen aus einer Gruppe von elf grösseren und mehreren kleinen Inseln und erstrecken sich über mehr als 500 km. ![]() Süd-Shetlandinseln Nach
dem Mittagsbuffet müssen wir uns beeilen und uns anziehen für
die erste Fahrt mit den Zodiacs: Unterwäsche, Normalkleidung,
warme Jacke, Regenhosen, Parka (Windjacke, die wir erhalten
haben, diesmal rot und in allerbester Qualität), Rucksack mit
Getränk und Feldstecher (zur Ausleihe in den Kabinen!), weiter
kommen die Stiefel, warme Mütze wie beim Skifahren und über
alles die Schwimmweste. Bis wir auf Deck drei sind, schwitzen
wir echt, aber da es auf den Zodiacs windig ist, braucht es
das.
Wir gehören zur Gruppe 2 und von 14 Uhr bis 16 Uhr sind die Gruppen 1 und 2 dran. Die Gruppen 3 und 4 haben ihren Landausflug von 16 Uhr bis 18 Uhr. Neun Deutschsprechende sitzen in einem Zodiac. Ernst schafft es beim Aussteigen nicht, trocken zu bleiben. Er hat Wasser gefangen und hat doch höhere Stiefel als MT. Man muss eben sofort wegtreten! Die Helfer haben aus diesem Grunde hohe Fischerstiefel. Dieses Mal sind sie aber beim Ein- und Aussteigen zu zweit beim Helfen und nicht allein wie im September auf der Fram. An Land ist das Schneefeld etwas eisig. Ernst schaut den Pinguinen von unten her zu. Er hat trotz den Skistöcken Angst, mit den Stiefeln übers Schneefeld zu gehen. ![]() Eselpinguine MT
wandert mit der Gruppe den Hügel hinauf und auf der andern
Seite der Insel wieder hinunter. Überall sind Pinguinkolonien
und die Weibchen brüten. An Vögeln sieht man vor allem
Kapsturmvögel, weiter die weisse Dominikanermöwe und
gelegentlich einen Riesensturmvogel. Wir sehen zwei Arten von
Pinguinen: Eselpinguine mit ihren weissen «Kopfhörern» und
Zügelpinguine. Es macht wirklich Spass, ihnen zuzuschauen,
aber wir dürfen uns nur auf fünf Meter nähern. MT knipst auf
Tod und Leben - ganze 54 mal - und macht kleine Filme.
![]() ![]() ganze Felder von Pinguinen Zügelpinguin Um 16 Uhr Nachmittagstee mit Pianobegleitung 18.45 Uhr bis 19.45 Uhr Briefing für den nächsten Tag. Wir hören auch von der antarktischen Konvergenz – etwas total Unbekanntes für MT - und anschliessend ist das Abendessen, welches bis 21.30 Uhr dauert. Wir haben heute Abend stabiles Wetter, sehen um 22 Uhr eine grosse Wand von Eisbergen im Abendlicht der Sonne und davor zwei antarktische Buckelwale. Um 23.20 Uhr sieht man noch das Abendrot. ![]() Die
Südpolarnacht werden wir aber nicht erreichen. So weit zum
Südpol fahren wir nicht. Um Mitternacht ist auf jeden Fall
nicht richtig dunkel. Man sieht alles. MT sieht das, weil sie
gerade einen kleinen Wadenkrampf hat und noch nicht schläft.
Über Nacht fahren wir durch die Bransfield Strait zur antarktischen Halbinsel. Sie ist Teil des antarktischen Kontinentes. Wir fahren nach Brown Bluff. Unser Schiff müsste am Morgen früh dort sein und ankern. Donnertag, 6. Dez. 2012: Brown Bluff, Tafeleisberge und Weiterfahrt nach Deception Island. Kleines Frühstück um gut 6 Uhr morgens. Um 7 Uhr müssen die Gruppen 2 und 3 für die Zodiacfahrt bereit sein. Wir werden die dritte Pinguinenart kennen lernen, die Adeliepinguine. Diese haben einen ganz schwarzen Kopf und einen schwarzen Schnabel und es soll 2,5 Millionen davon geben. (So war es vorgesehen, aber es kam anders.) Unser Schiff hält erst um 6 Uhr bei Brown Bluff. Die Wetterbedingungen haben sich verschlechtert. Es hat zwar etwas Sonne, aber auch tiefliegende Wolken, die nebelartig sind, und ein sehr kalter Wind bläst, sodass draussen Temperaturen von minus 10 Grad wahrgenommen werden, obwohl es eigentlich plus 6 Grad ist. Der Kapitän sagt, dass er ein wenig warten wolle und dass wir uns nicht zu beeilen hätten, jetzt, da man fast startbereit für die Anlandung ist. Wir gehen also frühstücken. Es ist 6.30 Uhr. Im Frühstückssaal hat es kaum Gäste. Um 6.45 Uhr meldet der Kapitän, dass die Anlandung in Brown Bluff nicht stattfindet, weil es zu windig sei und dass wir den antarktischen Sound zurückfahren würden wieder in die Bransfield_Strasse hinein und gegen den Nachmittag hin versuchen würden, die «Deception Island» anzufahren. Sie gehört zu den Süd-Shetland Inseln. Das Programm wird ab jetzt fortlaufend durchgegeben. Nichts stimmt mehr mit dem Blatt, welches wir gestern Abend erhalten hatten, überein. Das ist eben Expedition! Beim Frühstück sehen wir bei recht guter Beleuchtung den ersten grossen Tafeleisberg. Wir fahren in einem Abstand von 50 bis 100 m an ihm vorbei. Er hat eine Höhe von gut hundert Metern. Sehr imposant! Eine halbe Stunde später kommen die nächsten Tafeleisberge. Diesmal ist MT mit der Kamera bereit. ![]() Tafeleisberg Wir
fahren also über die Bransfieldstrasse zurück und steuern
«Baily Head» von der Deception Island an. Die Deception Island
hat eine Hufeisenform. Deception ist vulkanischen Ursprungs
und bis heute nicht zur Ruhe gekommen. Die letzten stärkeren
Erschütterungen waren 1991/92 und die letzten grösseren
Eruptionen fanden Ende der 70er-Jahre statt. Die Insel ist der
Rest eines ehemaligen Kraters, deren Innneres mit Meerwasser
gefüllt ist und die mit dem Meer durch eine schmale, 180 m
breite Einfahrt in Verbindung steht. Deception bildet einen
geschützten Hafen, der als einer der sichersten Naturhäfen der
Erde gilt. (wenn nicht gerade Ausbrüche drohen). Während des
2. Weltkrieges geriet die Insel ins Blickfeld der Militärs.
Später errichteten die Argentinier, dann die Briten und
Chilenen Forschungsstationen.
Um 9.45 Uhr bis 10.45 Uhr Vortrag von Robin Aiello, einer Meeresbiologin, die über Robben in der Antarktis spricht. Der Vortrag ist hochwissenschaftlich und Robin spricht sehr schnell. Wir haben etwas Mühe beim Verstehen. Wir werden von der Hundsrobben-Familie (true seals) vielleicht See-Elefanten, Weddellrobben, Krabbenfresser, Rossrobben und Seeleoparden sehen und von der Familie der Ohrenrobben (eared seals) vielleicht den antarktischen Seebär. Der Vortrag um 11 Uhr ist historisch – über den Wettlauf zwischen Amundsen und Scott zum Südpol. Darüber haben wir bereits daheim gelesen und hören den Vortrag nicht an. Mittagsbuffet mit Amerikanern zusammen. Immer wieder fahren wir an Feldern von Tafeleisbergen und «normalen» Eisbergen vorbei. Briefing um 14 Uhr: Wir erfahren, welche Aktivitäten für den Rest des Tages und morgen geplant sind. 15.30 Uhr Ankunft in Baily Head. Baily Head ist am Aussenstrand von Deception Island. Das Expeditionsteam testet mit einem Zodiac eine Anlandung. Die ist nicht möglich, weil es schneit und windig ist. Wir fahren weiter, und zwar durch die Einfahrt in die Caldera (des Kraters) der Insel Deception zur Telefon Bay. Diese Einfahrt heisst Neptune’s Bellows. Dort soll eine Anlandung möglich sein und es soll eine kleinere und grössere Wanderung geben. In der Caldera sehen wir zwei andere Schiffe, die bei Wahlers Bay sind. Einzelne dieser Touristen sind mit Paddelbooten unterwegs. Telefon Bay kann nicht angefahren werden. Ein riesiges Eisfeld (Packeis) ist davor. Der Kapitän meint, unser Schiff sei ein Eisbrecher. Er wolle versuchen, die Eisschicht zu durchbrechen. Wenn es nicht gehe, so könne er retour fahren. Alle gehen schauen, wie das vor sich geht. Voller Power kommt das Schiff gute 50 m weit. Es fährt zurück, nimmt nochmals Anlauf und kommt weitere 50 m voran. Wie das ganze Schiff nach 20 Minuten im Eis steckt, heisst es, man wolle versuchen, einen Eisspaziergang auf dem Packeisfeld zu machen. Das Eis sei schliesslich etwa vierzig cm dick. Das Expeditionsteam geht mit Stangen, Rettungsring und Messgerät testen. Nachher gibt’s für alle Gruppen eine Eisanlandung und alle können von aussen das Schiff fotografieren und beim Bug mit einem Tau versuchen, das Schiff zu ziehen. Diesen Touristengag macht MT mit und sie glaubt wirklich, das Schiff mindestens einen Meter gezogen zu haben. Filmisch ist das dokumentiert!! ![]() Links Schiffstau, an welchem MT versuchte, das Schiff zu ziehen 16.45
Uhr Eisbegehung der Gruppen 2,3,4 und 1
Nachher fährt das Schiff durch die Eisschneise zurück und fährt in der Caldera nach Whalers Bay, einer früheren Wahlverarbeitungsstation der Wahlfänger. Das Wetter ist wieder besser geworden. Abendessen um 18.30 Uhr. Zum Dessert (Kaiserschmarren für die deutschsprechenden Gäste!) offeriert uns der Weinkellner einen speziellen weissen Bordeaux, den er aus dem Schiffskeller holt. 20.15 Uhr Ausbootung mit den Zodiacs in Whalers Bay für die Wandergruppe, welche den Hügel hinaufwandert und ab 20.30 Uhr Ausbootung für die Gruppen 3,4,1 und 2, die lieber unten bleiben und mit Hanspeter, einem Botaniker, der sich aber auch über Vögel auskennt, dem Strand entlang wandert. Wir sehen Sukas (Raubmöwen), Dominikanermöwen (weisser Kopf und schwarzer Hinterteil), Kapsturmvögel haufenweise, Eselpinguine und Zügelpinguine. Es ist lustig, ihnen zuzuschauen, wenn sie ins Wasser gehen. Um 22.15 Uhr sind wir zurück. Ein langer Tag! Und der St. Nikolaus, was hat er euch gesagt, Adrian und Caroline? Da sind wir sehr gespannt. ![]() Dominikanermöwe Freitag, 7. Dezember 2012: Cuverville Island, Neko Harbour und Neumayer Channel Heute
ist ein wundervoller Tag. Bereits um 5.20 Uhr will MT
fotografieren, doch da rattert plötzlich die Canon Kamera. Es
kommt die Meldung, es sei ein Objektivfehler; ich müsse neu
starten. Wird gemacht, aber das Objektiv öffnet sich nicht.
Wahrscheinlich ist beim Fotografieren bei leichtem Schneefall
gestern Abend Wasser ins Objektiv gelangt. Jetzt muss MT für
die nächsten Tage mit der Pentax Kamera auskommen. Gott sei
Dank habe ich diese ältere Kamera auch mitgenommen!
![]() bei Cuverville Frühstücksbuffet: Wir bestellen Salm und Champagner. Auf einer Eisscholle sehen wir zwei Kaiserpinguine. Eine Nahaufnahme gibt’s für mich nicht. Da müsste ich eine bessere Kamera haben. Aber ich werde von jemand anderem ein Bild abbetteln. ![]() Kaiserpinguine 8.30
Uhr: Die Silver Explorer ankert vor Cuverville Island. Die
Insel wurde Ende des 19. Jahrhunderts entdeckt. Cuverville
Island beherbergt eine grosse Kolonie von Eselspinguinen.
Ausserdem findet man noch heute Überreste aus Walfangzeiten.
Wir könnten eine Wanderung auf einen Hügel machen, verzichten
aber darauf. Es geht steil bergauf über Gestein, Eis und
Schnee. Ernst will nicht mitkommen. Er schaut sich die schöne
Landschaft vom Schiff aus an.
Ausbootungszeiten ab 9.30 Uhr: Zuerst Gruppe 4, dann 1, 2, und 3 Herrlich ist die Rückfahrt mit Zodiac-Führer Hanspeter. Er kreist in aller Ruhe um die einzelnen Eisberge herum, sodass ein jeder und eine jede fotografieren kann. Nochmals sehen wir auf einer Eisscholle Pinguine und fahren bis auf etwa acht Meter heran. Zwanzig Minuten später kann Ernst meine Diashow auf dem Laptop bewundern. 12.15 Uhr: Briefing über den nächsten Tag im Theater Mittagsbuffet um 13 Uhr. Wir haben die Gesellschaft von Russen aus Moskau, die in Pontresina ein Chalet haben: Grossmutter, Mutter und ein elfjähriger Knabe, der recht gut Englisch kann, weil sein Vater mehrheitlich in den USA lebt und er dort in fünf Monaten Englisch gelernt hat. Er hat auf unsere Frage hin einen Spezialurlaub. Die Mutter will ihn nächstes Jahr nach Zuoz schicken, damit er in Mathematik besser wird und womöglich in der Schweiz die Matura machen kann. Das Schiff ist unterwegs nach Neko Harbour, wo wir um 14 Uhr ankommen. Neko Harbour ist eine Anlandung auf dem Antarktischen Festland mit einer wunderschönen Landschaft und Gletschern. Es erfolgt eine Ausbootung und Begrüssung an Land durch den Expeditionsleiter auf dem siebten Kontinent für die Englisch sprechenden Gäste und auf dem sechsten Kontinent für die Schweizer, weil wir Amerika als nur einen Kontinent betrachten. Wir sehen Pinguinfelder und hören das innere Kalbern des nahen Gletschers. ![]()
Kurz vor sechs Uhr fährt das Schiff weiter auf dem Wege nach
Port Lockroy. Der Bordfotograf prüft die Canon-Kamera von MT
und sagt, da müsse ein Ersatzteil her. Die Kamera müsse in den
Service.
18.30 Uhr Apéro im Theater für alle neuen Gäste von Silversea durch die Reederei und Hoteldirektion des Schiffes. Abendessen mit Deutschsprachigen an einem Sechsertisch. Wir fahren durch den Neumayer Kanal. Von allen Seiten gelangen saubere Gletscher zum Wasser. Wirklich spektakulär! Wir holen alle unsere Kameras und fotografieren am Laufmeter. ![]() Neumayer Kanal Plötzlich sehen wir ein Schiff vor einer Forscherstation. Das muss bereits Port Lockroy sein. Unser Schiff fährt mit der ganzen Schiffslänge ins nahe Schelfeis hinein und wir alle verbringen die Nacht im fast rundum geschlossen Eis. So werden wir eine ganz ruhige Nacht verbringen! Samstag, 8. Dezember 2012: Port Lockroy und Base Brown (Paradies Bay) Port Lockroy ist ein natürlicher Hafen am westlichen Ende der Wiencke Insel. 1944 gründeten die Briten «Base A» auf der Coudier Insel. Frühstück um 7 Uhr oder/und bei Rückkehr 7.30 Uhr Ausbootung für Port Lockroy Zodiac Gruppe 2 8.15 Uhr Ausbootung für Port Lockroy Zodiac Gruppe 3 9.00 Uhr Gruppe 4, 9.45 Uhr Gruppe 1 ![]() übers Schelf-Eis zur Station, rechts Ernst Die
Gruppen verlassen das Schiff übers Eis in voller Ausrüstung
und wandern etwa einen Kilometer übers Schelf-Eis, wo das
Schiff über Nacht sich verkeilt hat, zur Station Port Lockroy.
Für Ernst ist es noch anstrengend, weil er schwitzt und beim
letzten Anstieg zur Beobachterstation Hilfe von Leitern
braucht. Mit den Stiefeln muss man eben aufpassen, dass man
nicht rutscht, obwohl Ernst seine Schneestöcke hat.
Wir besuchen das Museum auf der Coudier Insel. Es gibt dort auch einen Souvenir Shop und ein Postamt im Bransfield House. Wir kaufen eine grosse Landkarte der antarktischen Halbinsel und kleine Souvenirs für unsere Enkel. Alle Gäste bekommen zusätzlich einen Stempel der Post von Port Lockroy in ihrem Pass. Die Beobachtungsstation «Base A» wurde 1962 geschossen und später zum Museum ausgebaut. ![]() Bransfield House in Port Lockroy
Jede Gruppe hat also eine Stunde Zeit für die Besichtigung des
Museums und des Shops und kann nachher individuell
zurückwandern. Es ist fast so, wie wenn wir über einen der
Seen im Engadin im Winter wandern würden. Das Wetter ist
abgesehen davon strahlend schön und draussen muss man
unbedingt eine Sonnenbrille tragen, so hell ist die Bergwelt.
Wir sehen eine Weddellrobbe aus nächster Nähe und Graurücken-Sturmschwalben. ![]() Weddellrobbe Es gibt weiter Gäste, die auf einen Hügel wandern. Alle müssen die Rettungsweste tragen. Das tun wir uns nicht an und öffnen dafür nach dem Umkleiden, wo Ernst total verschwitzt war, eine Flasche Champagner, die in unserem Kühlschrank steht. ![]() ![]() Übernachtung im Schelfeis 11.30 Uhr sind alle zurück. Kurz darnach fahren wir durch den Peltier Channel. Alle kommen aufs Aussendeck. Wir erleben eine traumhafte Landschaft. Weil wir im Winde am Bug stehen, ist es recht kalt und die Foto-Batterie ist sofort leer. Darum hat MT immer eine geladene zweite Batterie bei sich. ![]() Peltier Kanal 12.00 Uhr Briefing im Theater für den nächsten Tag. Während des Lunches haben wir zu viert einen Tisch im Heck des Schiffes und wir fahren durch den Lemaire Channel. Es ist absolut spektakulär. Wir haben das allerschönste Wetter und die vorbeiziehende Landschaft ist umwerfend. Gletscher auf Schritt und Tritt und im Kanal immer wieder Eisberge. ![]() Lemaire-Kanal ![]() Eisberge im Lemaire-Kanal 14 Uhr: Ankunft in Almirante Brown, einer argentinischen Beobachtungs-Station. 14.30 Uhr Ausbootung für die einstündige Zodiac Tour für die Gruppen 3 und 4 15.00 Uhr Ausbootung für die einstündige Zodiac Tour für die Gruppen 1 und 2. Wir sind in der Gruppe 2 der Deutschsprachigen. Michalea, die Meeresbiologin, erhält die Erlaubnis, die deutschsprachige Gruppe von heute Nachmittag von nur acht Leuten während fast 90 Minuten mit dem Zodiac in der Paradiesbucht fahren zu dürfen. Das ist ein besonderes Privileg. ![]() schwimmender Pinguin ![]() MT in der Paradiesbucht mit der alten CS-Mütze, die gut zur Parka (Windjacke) passt
Wir kreuzen bei allerbestem Wetter vor grossen
Gletscherwänden, sehen viele Vögel, z.B. ein grosses Revier
von Blauaugenscharbe-Kormoranen, die kommen und gehen, und
denen wir längere Zeit zuschauen, sehen weiter
Antarktisseeschwalben, Kapsturmvögel, Flechten und Moos an den
Felswänden und anderes mehr.
Wir geniessen auch die Ruhe dieser unverdorbenen Naturwelt und versuchen während einigen Minuten ganz still zu sein. Am Ende der Tour betreten wir ein zweites Mal Festland bei der argentinischen Station Brown, die im Augenblick geschlossen ist. Einzelne unserer Leute wandern noch den Hügel hinauf und rutschen auf dem Hosenboden den Hang hinunter. Das tun wir uns mit den Gummistiefeln nicht an!! Auf der Weiterfahrt geht’s durch den Lemaire Channel, den wir zur Lunchzeit bewundert haben, zurück. Jetzt ist Nachmittagsstimmung und die Schatten werden länger. MT macht viele Aufnahmen und Filmchen. Während des venetianischen Abendessens sehen wir einen Schwertwal (Killer Wale, Orca) und um 21.45 Uhr Buckelwale. ![]() Buckelwal Wir werden an Deck gerufen. Buckelwale sind am Ende des weiten Lemaire-Kanals zu sehen. Mit meiner kleinen Kamera erwische ich sie und bin glücklich. Um gut 22 Uhr geht Ernst schlafen und MT nochmals an Deck. Wunderschöne Abendstimmung im sogenannten «Kodak-Kanal», der engsten Stelle des Lemaire Channels und sehen mehrere Zwergwale. Auch die erwische ich. Jetzt ist meine Batterie erneut leer. ![]() ![]() Lemaire-Kanal Um
23.30 Uhr ist es noch sehr hell und man sieht sehr viel. Das
Schiff ankert in einer Bucht vor der Petermann Insel, die wir
morgen besuchen werden.
Heute habe ich auch mit Christian, unserem Chefkoch gesprochen und ihm wegen meiner Canon-Kamera erzählt. Er hat sie in Reis eingelegt und hofft, die Feuchtigkeit herauszubringen. Ich bin sehr gespannt, ob das gelingt. Sonntag, 9. Dez. 2012: Petermann Island, Pléneau, Vernadsky Station 7.30 Uhr: Ausbootung für Petermann Island: Gruppe 4 und 1 9.00 Uhr: Ausbootung für Petermann Island: Gruppe 2 und 3 So wars geplant, aber eine Segelyacht in dieser Gegend versperrt uns die einzige gute Landestelle auf der Insel Petermann und will nicht vor 9 Uhr wegfahren. Mit vier grossen Tauen über alle Seiten versperrt sie die Zufahrt. Es wird mit dem Besitzer verhandelt, aber er gibt nicht nach. Um 9 Uhr fährt die Yacht weg und die Ausbootungen können mit 1 ½ Stunden Verspätung beginnen. Während dieser Zeit hole ich meine Kamera ab, die während der ganzen Nacht im Reis gelegen ist, und starte sie voller Power, aber das Wunder stellt sich nicht ein. Sie muss definitiv in den Service. Petermann ist eine schneebedeckte kegelförmige Insel, die sich relativ steil zu einem mehr als 200 Meter hohen felsigen Gipfel erhebt. Die Felsenküste ist geprägt von den vielen kleinen Buchten und Schneealgen geben der Landschaft einen rötlichen oder grünlichen Schimmer. Die Aussicht ist einmal mehr überwältigend mit der Sicht auf die vielen Eisberge mit Türkisfarben von oben her. Adeliepinguine (Schwarzer Kopf, schwarzer Schnabel und weisser Augenring), Blauaugenscharben (Kormorane) und Skuas nisten hier. Die Expeditionsleiterin Michaela führt die Deutschsprachigen an Land herum. Um 12 Uhr ankert die Silver Explorer vor der Vermadsky Station, einer Forschungsstation der Ukraine, am Marina Point der Galinez Island. 13.00 Uhr Ausbootung für die Gruppen 2 und 3 14.00 Uhr Ausbootung für die Gruppen 4 und 1 Zuerst gibt’s eine Zodiac-Tour von etwa einer Stunde durch die Eisbergwelt der südlichsten Gegend, die wir anfahren, mit Hanspeter. Wir sind auf dem 65 °15’ südlicher Breite und sehen nebst wundervollen Eisbergen im türkisblauen Licht Adeliepinguine, Blauaugenscharben und Krabbenfresser-Robben. ![]() Eisberg mit Dropstone (Stein, der auf den Gletscher gefallen ist)
Nachher besichtigen wir die ukrainische Forscher-Station,
welche die Briten den Ukrainern bei der Unabhängigkeit für
einen $ verkauften. Elf Mann leben hier jeweils ein Jahr lang:
Glaziologen, Botaniker, Ozonforscher, Ozeanografen,
Geo-Physiker, Mechaniker, Chirurg und Koch. Den besten Vodka
trinke man bei ihnen in ihrer Bar, meint unser Führer. Für die
Besichtigung müssen wir die Stiefel ausziehen. Wir können
Souvenirs im südlichsten Shop der Welt kaufen.
16 Uhr: Nachmittagstee mit den drei Russen zusammen. Wir zeigen ihnen die eine Webseite von Ernst: www.seezone.ch. Das Internet auf dem Schiff ist relativ rasch. Es dauert nur fünf Minuten, bis die Seite sich öffnet. Vorgängig muss man sich mit Namen, Suitennummer und Passwort einloggen. Das sind immer zwei bis drei Minuten. Um 16.45 Uhr ankert das Schiff vor Pléneau Island 17.00 Uhr Ausbootung der Gruppen 2 und 3 18.15 Uhr Ausbootung der Gruppen 4 und 1 Die Pleneau Insel ist ca. 1 km lang und benannt von Charcot nach Paul Pléneau, der Fotograf während der Expedition von 1903-05 war. Wir sitzen hier 75 Minuten im Zodiac und fahren durch den «Friedhof der Eisberge». Dabei müssen wir uns warm anziehen, denn auf den Zodiacs hat man immer einen kälteren Wind um die Ohren. Die Eisberge sind absoluter Höhepunkt. Wir sehen Pinguine, Sukas, Krabbenfresser-Robben und mehrere Zwergwale, die einen Tanz vor unserem Zodiac aufführen. ![]() ![]() ![]() ![]() Eisberge Krabbenfresserrobbe ![]() Eisberg im Friedhof der Eisberge 19.30 Uhr Dinner im Restaurant mit Gästen aus Düsseldorf, die wir auf unseren Landausflügen kennengelernt haben. 20.00 Uhr: Das Schiff nimmt wieder Kurs Richtung Norden auf. ![]() Unser Schiff: Silver Explorer bei der Pléneau Island am 9. Dez. 2012 Montag, 10. Dezember 2012: Cierva Cove
Wir denken an Fritz, der heute Geburtstag hat. Mit Champagner
und Salm zum Frühstück prosten wir ihm zu.
Heute ist wiederum ein herrlicher Tag! Strahlend blauer Himmel und deswegen sind wir auch früh wach, obwohl wir heute hätten ausschlafen können. Die Sonne scheint an unser Fenster und wärmt so, dass MT das eine der zwei französischen Balkone um 5 Uhr morgens angelweit öffnet. So liegen wir noch eine gute Stunde im Bett. Frühstücken kann man erst ab 8 Uhr. ![]() ![]() Um
8 Uhr ankert die Silver Explorer in Cierva Cove. Es ist eine
argentinische Beobachterstation, die allerdings im Moment noch
geschlossen ist.
Die Bucht vor Cierva Cove liegt 11 km südöstlich von Cape Sterneck in der Hughes Bay, genau südlich von Chavdar Peninsula entlang der Westküste von Graham Land, Antarctica. Den Namen erhielt die Bucht vom britischen Antarctic Place-Names Committee 1960, benannt nach Juan de la Cierva, dem spanischen Kostrukteur des Autogiro, dem ersten erfolgreichen Windmühlenflugzeug 1923. ![]() Cierva Cove 9.00 Uhr Ausbootung für eine 1 ½ stündige Zodiac Tour der Gruppen 3 und 4 10.30 Uhr wird getauscht für die Gruppen 1 und 2. Man muss sich warm anziehen. Auf der letzten Zodiacfahrt mit Michaela sehen wir ein letztes Mal skurrile Eisberge in den blauen und türkis Farben. Erstmal sichten wir einen Seeleoparden ![]() Seeleopard
auf einer Eisscholle. (Sie haben scharfe Räuberzähne und
einmal habe so ein Seeleopard ins Zodiac von Michaela
gebissen. Unsere Zodiacs haben fünf Luftkammern. So sind wir
beruhigt.) Es hat weiter Krabbenfresserrobben (Sie essen vor
allem Krill.) und viele Pinguine, die im Wasser
herumschiessen. Für mich ist es gar nicht so leicht, sie beim
Fotografieren zu erwischen.
![]() ![]() ![]() Skurrile Eisbergformen
12.30 Uhr: Die Silver Explorer nimmt Kurs auf Ushuaia. Wir
fahren wieder aufs offene Meer, zuerst über die Bransfield
Strait bis zur Deception Insel von Südshetland und nachher
kommt die berüchtigte Drake Passage. Ernst muss ab jetzt
vorbeugend wieder Itinerol B6 nehmen.
13.00 Uhr Mittagsbuffet mit Ausblick auf das Festland, welches wir verlassen haben. Nach dem Mittagessen ist MT plötzlich müde uns schläft eine gute Stunde, was für sie ausserordentlich ist. 15.15 Uhr: Luciano Bernacchi hält eine Vorlesung über Gletscher, wie sie sich verhalten, warum sie entstanden sind und wo Gletscher vorkommen. Auf Kanal 9 (Video-Liveübertragung) hören wir ihm von unserer Suite aus zu. Wir haben sogar zwei Fernseher, einen in unserer Stube und einen im Schlafzimmer, sodass man vom Bett aus schauen kann. 16.00 Uhr Nachmittagstee mit musikalischer Unterhaltung von Alfredo in der Panorama Lounge. 17.30 Uhr: Wir treffen das Expeditionsteam zum Rückblick und zur Vorschau. (So war es geplant.) Der Rückblick wird auf später verschoben. Wir fahren nochmals die Deception Insel bei Baily Head an. Die Expeditionsgruppe fährt mit einem Zodiac an Land, aber die Bedingungen sind für eine Anlandung nicht unproblematisch und so wird die «Überraschung» einer allerletzten Anlandung wieder fallen gelassen. Das Wetter ist auch nicht mehr so schön. ![]() Expeditionsteam bei Baily Head
Der Rückblick und die Vorschau finden jetzt um 18.45 Uhr im
Theater statt. Conrad, der Expeditionsleiter, rekapituliert
nochmals alle angefahrenen Anlandungen. Von 13 Orten konnten
wir elf anfahren. Schlechteres und windiges Wetter hatten
wir eigentlich nur am 6. Dezember. Dann berichtet Claudia
über die IAATO, Aiello über die Futteraufnahme der Pinguine,
Michaela berichtet über ihren Einsatz auf der King George
Island von Süd-Shetland für ihre Dissertation und Luke über
die Fische, die in diesen Breitengraden vorkommen. Alles
dauert wieder einmal etwas lange und wir kommen alle zur
selben Zeit ins Restaurant um 19.50 Uhr. Der Service dauert
dementsprechend lange und im Saal ist es sehr laut. Aus
diesem Grunde wollen wir kein Dessert und gehen in die Suite
rechtzeitig schlafen. Daraus wird aber nichts. Conrad weckt
uns mit dem Lautsprecher um 22.30 Uhr, weil Buckelwale
gesichtet wurden.
Dienstag, 11. Dezember 2012: Drake Passage Heute schlafen wir einmal aus und gehen erst um 8.30 Uhr frühstücken. MT ist immer noch müde, isst nur einen Gipfel und geht nachher nochmals schlafen. Das Wetter ist bis jetzt optimal und wir haben beste Bedingungen. Unser Schiff fährt schnell mit 30 km pro Stunde. Wir fahren heute den ganzen Tag über die Drake Passage. Die Drake-Strasse gilt als das raueste Meer der Welt. Die Strasse ist 700 Seemeilen breit und fast frei von Inseln, was dem Antarktischen Zirkumpolarstrom die Möglichkeit gibt, als einzige Meeresströmung den gesamten Globus zu umfliessen. Während dieser Zeit öffnet sich die Türe und der Butler bringt den Stick von MT zurück, den sie Michaela gegeben hatte, weil sie vorgestern Vormittag ihren kaputten Fotoapparat eingepackt hatte und nicht fotografieren konnte. Michaela hat genau die Bilder auf den Stick gesetzt, die MT haben wollte. Super! Am Mittag ist ein sehr schönes internationales Buffet zu sehen. Leider schaut MT nur mit den Augen – es ist ihr nicht sonderlich gut - und Ernst nimmt auch nur eine Suppe. Heute ist der Tag der Vorträge. Im 9.30 Uhr spricht Luke Kenny über die antarktische Fischerei. Es hat nicht allzu viele Fisch-Sorten wegen des Eises, aber auch, weil es keine Flüsse gibt. Um 11 Uhr spricht der Expeditionsleiter Conrad über die Welt von Siversea Expedition. Das Schiff hat eine bewegte Geschichte, trug mehrere Namen und wurde mehrmals umgebaut. Um 15.30 Uhr spricht Michaela Mayer über Wale der Fahrtroute und um 17.00 Uhr spricht Hanspeter über die Biogeographie der südlichen Kontinente. Am Abend ist die Abschieds-Cocktailparty mit dem Kapitän und anschliessend findet das Kapitänsabendessen statt. Wir gehen nicht hin, da wir uns nicht so gut fühlen. MT hat vor allem ein einglaubliches Schlafbedürfnis und den Hustenreiz. Mittwoch, 12. Dez. 2012: Kurs auf Ushuaia, Argentinien Nach dem Frühstück liegen unsere Koffer bereits auf dem Bett und daneben ist ein Zettel, dass sie mit einer umweltfreundlichen Reinigungslösung behandelt worden seien. Um 9.45 Uhr spricht Claudia Holgate über die Klimaverschiebung. Um 11.30 Uhr erleben wir zwei Chefs in einem internen Kochwettbewerb. Jeder Teilnehmer erhält einen Beutel mit unbekanntem Inhalt. Sie haben ein Meisterwerk zu kreieren und das Publikum bewertet im Anschluss die Kochkunst der Kontrahenten Fred (Oberkellner) und Christian (Küchenchef) mit ihren Assisteninnen. 12.30 Uhr: Mittagsbuffet 15.15 Uhr gibt’s eine Präsentation über Patagonien von Luciano Bernacchi, der jahrelang dort lebte. 16.30 Uhr präsentiert Ray Stranagan, der Bordfotograf, seine Photo-DVD. Ich weiss noch nicht, ob ich sie erstehen soll. Er verlangt 150 US $. Meine Bilder sind genau so gut. Nach der Einfahrt in den Beagle Kanal sehen wir erstmals nach zehn Tagen Land mit Bäumen. Wir kommen wieder in gemässigtere Zonen. Heute hat MT Zeit gefunden, mit dem dritten Band von Jesus von Nazareth von Joseph Ratzinger zu beginnen. Das Buch ist nicht allzu dick und so wird sie im Flugzeug das Buch fertig lesen mögen. Es sind die Kindheitsgeschichten Jesu und eigentlich die richtige Zeit für eine Adventslektüre. Um 18 Uhr kommen wir in Ushuaia an. Um 19.00 Uhr Abendessen. Das letzte grosse Abendessen finden wir aber nicht besonders fein. Die Qualität hat in den letzten Tagen merklich nachgelassen. Bis 23 Uhr müssen die grossen Gepäckstücke vor der Suite stehen. Es wird dann von Silverseavertretern vom Schiff zum Flughafen transportiert und dort direkt auf den Charterflug verladen. In Buenos Aires werden wir es in der Gepäckabgabezone des Inlandflughafens vorfinden. ![]() Donnerstag, 13. Dezember 2012: Ushuaia – Buenos Aires
Gesundheitlich sind wir etwas angeschlagen. MT ist immer noch
sehr müde und hat richtigen Reizhusten. Ernst hat Durchfall.
Wir haben NeoCitran bei uns und beschliessen, alle zwölf
Stunden die Kur durchzuziehen.
Ushuaia (Aussprache: Uswaja) ist die südlichste Stadt Argentiniens. Die Stadt hat heute gut 80'000 Einwohner. Die Nähe zum Feuerland-Nationalpark und die einzigartige Natur der Umgebung verhalfen Ushuaia zu einem erheblichen Touristenaufkommen. Auch als Ausgangspunkt für Antarktisexpeditionen und Zwischenhalt für Kreuzfahrtexpeditionen ist Ushuaia beliebt. Da fast alle Waren über weite Strecken in die Stadt gebracht werden müssen, gilt Ushuaia auch als eine der teuersten Städte Argentiniens. Unser Schiff hat eine Totaldistanz von 1772,9 Seemeilen gefahren. Wir haben eine Karte mit allen Anlandungen erhalten. Frühstück wird ab 7 Uhr serviert. Wir müssen aber unsere Suiten bis 8.30 Uhr freigeben. Um 9.00 Uhr wird ausgecheckt und auf dem Quai stehen Busse bereit, die uns in sie nahe Stadt führen. Leider regnet es heute in Strömen und beim Halt bei der Promenaden-Strasse will niemand aussteigen. Das Flugzeug sei verspätet und wir erhalten 1 ½ Stunden Ausgang. Es wäre schöner gewesen, auf dem Schiff warten zu können. Um 10.45 Uhr fahren wir zum Flughafen. Die Bordkarten erhalten wir schnell, aber bei den Gates ist genau dasselbe Chaos wie in Buenos Aires vor zehn Tagen. Zudem ist das Flughafengelände ein modernes Gebilde, welches als Holzkonstruktion schwankt. Wir haben doch das Schiff definitiv verlassen!! Um 13.30 Uhr sitzen wir alle im Flugzeug und der Flug startet mit einer Stunde Verspätung. Zu essen gibt’s nur süsse Snaks und salzige Nüsschen. Das ist nicht gerade ein Mittagessen! Um 17 Uhr landen wir in BA und nach der Gepäckabgabe, die ohne Schwierigkeiten vonstatten geht, finden wir die Silversea-Agentin, die uns als kleine Gruppe zum Hotel führt. Alle erhalten ein persönliches Schreiben, wo alle Details für den morgigen Tag aufgelistet sind. Am Abend essen wir in der Lobbybar. Endlich kommen MT und Ernst zu einem wirklich guten argentinischen «beef tenderloin». Gerne hätte MT eine Tango-Show besucht, aber alle Aktivitäten sind in dieser Stadt so schrecklich spät, dass wir nicht vor ein Uhr morgens ins Bett gekommen wären. Wir beschliessen, das wirklich schöne Hotel mit all seinen Annehmlichkeiten zu geniessen, z. B. die Whirlpool-Badewanne. Freitag, 14. Dezember 2012: Buenos Aires – Paris
Nach einer recht guten Nacht fühlt sich MT wieder besser und
nach dem Whirlpool-Bad erst recht. Auch Ernst geht es
besser.
Wir denken an Röbi, der heute Geburtstag hat. In der nahen Kirche Nuestra Señora del Pilar entzündet MT für ihn eine Muttergottes-Kerze mit dem deutschen Attribut «die Knotenlöserin». Alles andere war in Spanisch geschrieben. Gleichzeitig Besuch des Recoleta-Friedhofes und des Familiengrabes, wo die geliebte Evita Peron – einbalsamiert (war erst 33 Jahre alt) – bestattet ist. ![]() ![]() Das Frühstück im englischen Gartenpavillon ist ein Traum. Wir frühstücken ausgedehnt. Und nach dem Frühstück erreicht MT noch, dass wir etwas später als um 12 Uhr auschecken können. Bereits vier Stunden vor dem Abflug findet der Transfer statt. ![]() Ernst wartet auf die Reiseführerin für den Transfer zum Flughafen Wir
haben einen kleinen Bus, einen Fahrer und eine Reiseführerin,
die uns begleiten. Beim Flughafen stellt MT fest, dass der
Abflug mit der Air France aber vom Terminal C und nicht vom
Terminal A, wo wir alles ausgeladen haben, sein wird. Auf der
Anzeigetafel sieht man das sofort. Die Reiseleiterin kann den
Chauffeur mit ihrem Handy zurückrufen. Wir laden wieder alles
Gepäck ein und fahren zum Terminal C. Voll schlechten
Gewissens verabschiedet sich die Reiseleiterin sehr schnell.
Wir müssen selbst einchecken und die Bordkarte ausdrucken,
aber das ist hier viel einfacher als in Europa. Verschiedene
Kontrollen folgen und dann – um 16 Uhr - kommen wir zu zwei
Mittags-Sandwich und zwei Kaffees. Am Flughafen bezahlt MT
dafür 33 US $!
Um 17.15 Uhr ist Boardingtime und um 18.10 Uhr fliegen wir rechtzeitig ab. MT hat den Fensterplatz von Ernst noch in einen Gangplatz umtauschen können. So muss er beim Toilettengang niemanden stören. Er hat Platz 6L. Neben MT sitzt ein Italiener mit noch längeren Beinen als Ernst. Plötzlich wird dieser weggerufen und der Platz 45 B neben MT bleibt unbesetzt für den ganzen Flug. Die Zeit geht schnell vorbei. MT schaut sich einen Film ihrer Jugendzeit an: Easy Rider, liest das halbe Papstbuch noch fertig, während alle anderen schlafen und beklagt sich bei der Crew, dass das Essen, der Champagner und der Wein von Air France äusserst schlechter Qualität seien. Das sei nicht mehr die Air France, wie sie einmal war. Vor knapp drei Jahren flogen wir mit Air France nach Rio, aber da war das Essen noch einigermassen in Ordnung. Samstag, 15. Dez. 2012: Paris – Zürich - Altendorf Wir landen mit nur fünf Minuten Verspätung in Paris-CDG um 11.05 Uhr und müssen unsere Uhren wieder vier Stunden vorstellen. Das Flugzeug fährt aber nicht zu einem Fingerdock. Das ist doch komisch, findet MT. Es hält mitten auf dem Feld, nachdem es um den halben Flugplatz gekurvt ist. Jetzt kommt die Meldung, dass ein Systemfehler den Fingerdockplatz einem anderen Flugzeug zugewiesen hat. Busse werden herangefahren. Diese bleiben immer wieder stehen, bis wir endlich bei CDG-2E ankommen: erste Kontrolle (Boardingpass), zweite Kontrolle (Passkontrolle), dritte Kontrolle (sehr scharfe Sicherheitskontrolle – Ernst wollte seine Schuhe nicht ausziehen, weil er dann unsicher zu Fuss geht. MT hat eine Kerze im Handgepäck. Diese muss sie zeigen, weil es eine Bombe sein könnte.) Nach all diesen Kontrollen Fahrt mit dem Bus von CDG-2E nach 2G. Dort warten wir fast eine Stunde, bis wir endlich wissen, zu welchem Gate wir müssen. Das Flugzeug hat 45 Minuten Verspätung. Bis Zürich sind aber 25 Minuten wieder eingeholt. Das Air France Regionalflugzeug landet auch in Zürich auf dem Feld. Der Bus steht aber bereit und das Gepäckband wird bereits im Bus gezeigt. Das Gepäck kommt sehr schnell. Wie MT und Ernst mit dem Lift beim Bahngleis ankommen, fährt gleich die S2 an. Wir stürmen zur Türe und eine junge Frau hilft MT, die zwei schweren Koffer in den Zug zu heben. So ganz leicht sind sie ja nicht. Um gut 16 Uhr sind wir daheim und MT schreibt den Reisebericht fertig. Sie fügt als neuen Anhang beim letzten Rundmail die wirklich gefahrene Schiffspassage ein und schreibt ein Nachwort. Nachwort Innerhalb von knapp drei Monaten haben wir die Naturlandschaft vom Nord- und Südpol erlebt. Der grosse Unterschied ist die gewaltige Eisdecke, die über der Antarktis liegt. In Grönland konnte man die Gletscher noch unterscheiden, man sah die Felsschichten ohne Bäume. In der Antarktis ist alles immer schneebedeckt, nur im Hochsommer gibt’s kleine Randzonen mit Flechten oder Moos. Im Unterschied zur MS Fram im letzten September war das Essen sehr mittelmässig, obwohl der Chefkoch ein Holländer war. Wir diskutierten mit Kanadiern aus Quebec, die gleicher Ansicht waren wie wir, warum das so gewesen sei. Sie meinten, das komme daher, dass zu viele Gerichte aufgetischt würden. Man hatte die Auswahl über viele Spezialitäten der verschiedenen Nationen der Teilnehmer und die Auswahl bei der Abendkarte war viel zu gross. Der Service bei Silversea war optimal. Man wurde am Arm eines Kellners an den Tisch geleitet und es wurde rasch serviert. Vor dem Hauptgang gabs immer ein Sorbet. Das war dann eine Art «Trou Normand». Wir hätten natürlich auch einen Calvados verlangen können. Der Butlerservice war ebenfalls hervorragend. Der Butler war immer im Frack mit Handschuhen. Das «Satellite Internet» funktionierte grösstenteils sehr gut im Unterschied zur MS Fram, wo sich MT so oft geärgert hatte. 250 Minuten Internet kosteten 85.- US $ Bei diesen 250 Minuten musste man lediglich schauen, dass man nicht zu viel Zeit mit Nachrichtenlesen vergeudete und nachher wirklich «logout.com» und «enter» drückte. Zodiacfahrten sind schon eher etwas für jüngere Leute. MT konnte immer das ganze Programm mitmachen, aber Ernst verzichtete auf mehr als die Hälfte aller Landgänge und schaute sich mit dem Feldstecher – wir hatten deren zwei in unserer Suite – die Gegend vom Schiff aus an. Die Expeditionsleiter halfen aber überlegter als bei der MS Fram. Zwanzig Minuten nach einer Exkursion waren die Bilder von MT bearbeitet als Diashow anzusehen. Die Sicherheitsvorkehrungen waren vortrefflich. Alles musste geübt werden und wir wurden bestens informiert, was in welchem Fall zu tun sei. Und das immer wieder. Sprachlich war die ganze Reise auf Englisch. Manchmal brauchte man sich schon ein wenig anzustrengen. Wenn mehr Deutschsprachige an Bord gewesen wären, hätte es auch Vorlesungen in Deutsch gegeben. So hatten wir lediglich bei den Zodiacausflügen eine(n) Expeditionsleiter(in), der (oder die) Deutsch sprach. MT Maissen um 17.30 Uhr am 15. Dez. 2012 ![]() Gefahrene Route auf der grossen Landkarte |